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Zweiter Teil. Die Bewegung des Flugzeugs
8 9. Zweites Beispiel: Gut steigendes Flugzeug.
Das Gegenbeispiel zu dem betrachteten bietet ein Flugzeug, dessen Aufgabe
hauptsächlich im raschen Erreichen großer Höhen und Zurücklegen
großer Strecken besteht. Im Kriege hatte das Fernaufklärungsflugzeug diesen
Charakter, im Frieden werden ähnliche Gesichtspunkte maßgebend sein, wenn es
sich um Forschungsreisen, Überfliegen von Gebirgen und unwirtlichen Gegenden
u, dgl. handelt.
An Nutzlast sei mitzunehmen: 2 Insassen mit 170 kg, eine photographische
Einrichtung mit 50 kg, Bewaffnung oder sonstige Ladung mit 80 kg, 2 Fallschirme
mit 20 kg, Atmungsgerät mit 11 kg, ferner Instrumente u. dgl. mit 19 kg, so daß
die gesamte Nutzlast ohne Betriebsstoffe 350 kg betrage.
Ein Motor Mb IVa,. wie im ersten Beispiel, stehe zur Verfügung; das Trieb-
werksgewicht ohne Behälter muß also mit 590 kg veranschlagt werden.
An Betriebsstoffen sei soviel mitzuführen, daß das Flugzeug eine Stunde an-
steigen und drei Stunden in der Höhe 6500 m fliegen kann. Aus Tabelle 5 folgt
der Brennstoffverbrauch: 225 FE als mittlere Motorleistung für den Anstieg
sei die in 5000 m Höhe, also nach Abb. 205 187 PS, für den Flug in 6500 m 151 PS
eingesetzt. Daraus folgt das Gewicht des mitzuführenden Brennstoffes zu 144 kg
oder 197 Liter.
Der Ölverbrauch ist nach Tabelle 7 mit 8,00 kg oder 7,3 Liter zu veranschlagen.
Das ergibt nach Abb. 207 Behältergewichte von 24 kg und 2 kg.
Somit gelangen wir zu einem Gewicht der Nutzlast und des Triebwerks von
1118 kg. Das Gesamtgewicht schätzen wir wieder ab als das 1,36fache dieser
Größe, also zu 1520 kg; die Leistungsbelastung wird 6,0 kg/PS; wir gelangen
somit in dieser Hinsicht zu Verhältnissen, die denen des vorigen Beispiels ganz
ähnlich sind.
Im übrigen wird aber die Ausgestaltung dieses Flugzeugs sehr weitgehend von
der des vorher behandelten abweichen. Da die Steigleistung als wichtiger angesehen
werden sollte, als die Erreichung hoher Geschwindigkeit, muß die Flächenbelastung
möglichst klein gehalten werden. Das Profil muß große Auftriebsbeiwerte aufweisen,
damit hohe Werte von > erreicht werden können. Hohe Wölbung und spitzes
w
Hinterende scheinen für diesen Fall im allgemeinen günstig. Da vor allem der
Flug mit größeren c,-Werten wichtig ist, spielt der induzierte Widerstand die
ausschlaggebende Rolle, Profil- und schädlicher Widerstand treten zurück. Es
müßte also günstig sein, ein solches Flugzeug als Eindecker von großer Spann-
weite zu bauen, selbst wenn das nicht ohne Verspannungen möglich sein sollte.
Doch werden dagegen in: den meisten Fällen konstruktive Gründe sprechen;
denn die kleine Flächenbelastung wird zu sehr großer Spannweite führen und
dadurch wird das Gewicht sich vielleicht nicht so niedrig halten lassen, als oben
angenommen wurde. Dies ist indes Sache des Konstrukteurs, der im Einzelfall
verschiedene Möglichkeiten gegeneinander abwägen muß. Wir wollen hier zuerst
allgemein den Einfluß der einzelnen Konstruktionsgrößen auf die Leistungen des
Flugzeugs diskutieren.