Full text: Aerodynamik (Band 2)

346 Zweiter Teil. Die Bewegung des Flugzeugs 
richtung, das Flugzeug verläßt den Zustand II, um sich dem Zustand 1 zu nähern; 
der Zustand II ist also instabil. Dies scheint der Erfahrung zu entsprechen; der 
Flug mit kleiner Geschwindigkeit, der „überzogene‘“ Flug ist als unsicher bekannt; 
von den beiden Möglichkeiten horizontal zu fliegen, ist nur der schnelle Flug praktisch 
verwendbar. Dieser Gedankengang ist völlig analog demjenigen, welcher unserer 
Betrachtung der statischen Stabilität zugrunde lag. Hier ist an Stelle der Momenten- 
gleichung die Gleichung der Bahnkräfte ausgezeichnet, an Stelle der Lage des Flug- 
zeugs im Raum die Geschwindigkeit. Von der Lage im Raum und der Flugbahn- 
richtung ist angenommen, daß sie durch Erfülltsein der zwei nicht beachteten Glei- 
shungen bestimmt sind. 
‚Eine ähnliche Betrachtung könnte man schließlich auch an die Gleichung der 
bahnsenkrechten Kräfte und die Variable der Flugbahnrichtung anknüpfen; ein 
derartiger Gedankengang existiert aber in der Literatur nicht; er führt zu Schlüssen, 
die sich zum Teil mit den obigen decken, zum Teil aber auch von der Erfahrung 
keineswegs gestützt sind. Aus unseren Betrachtungen der stationären Bewegung 
ist aber nicht einzusehen, warum der erste Gedankengang besser ‚als der Pain- 
levesche oder der letzterwähnte sein sollte. Um darüber zur Klarheit zu gelangen, 
muß eine allgemeinere Überlegung einsetzen, bei welcher alle drei Variablen als 
veränderlich angesehen und alle drei Gleichungen mit ihren Beschleunigungsgliedern 
berücksichtigt werden. Diese Überlegung, welche allein stichhaltig ist, wird zeigen, 
daß der gewöhnlichen statischen Stabilitätsbetrachtung ein Sinn innewohnt, daß 
dagegen der Painlevesche Gedankengang und verwandte Betrachtungen von un- 
haltbaren Voraussetzungen ausgehen und daher zu unhaltbaren Folgerungen führen. 
$ 2. Die allgemeinen Gleichungen der Längsbewegung. 
Kraftgleichungen: Wir müssen an die Gleichungen (1) bis (4) des I. Kapi- 
jels anknüpfen und. dieselben durch die Beschleunigungsglieder erweitern. In der 
Flugrichtung wirkt eine Komponente der Schraubenkraft, entgegen der Flug- 
richtung beim Anstieg eine Schwerkraftkomponente und der Widerstand. Halten 
diese Kräfte sich nicht das Gleichgewicht, so entsteht eine Beschleunigung © 
welche, da & die Masse des Flugzeugs ausdrückt, durch die Gleichung gegeben ist: 
Gdv __ . Y oa 
eg = 8 cos B — Gsin o— ww F5 0 BR (1) 
Die Bezeichnungen sind dieselben wie früher und auch aus Abb. 234a und b er- 
sichtlich. Der Schraubenschub hängt von der Geschwindigkeit ab; man muß 
wieder irgend ein empirisches Gesetz für diese Abhängigkeit einführen, und zwar 
empfiehlt es sich am meisten, hier wie in Gleichung (14) 5. 262 einfach eine lineare 
Funktion von v%? zu wählen und den Gültigkeitsbereich von vornherein zu be- 
schränken. Durch die Vereinigung der Größe 6 mit c,„, bleibt nur S, (das wieder 
nicht etwa dem Schraubenschub im Stand gleichgesetzt werden darf) als Kon- 
stante in der Gleichung stehen und die Gleichung bleibt analytisch einfach. Daß
	        
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