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Diese Gleichung wird nach ihren Entdeckern Kutta-Joukowskysche Gilei-
chung genannt. Aus ihr folgt:
1. Da der Vektor — iv, auf dem Vektor v„ senkrecht steht, muß der Kraft-
vektor B auf der Anströmungsrichtung senkrecht stehen.
2. Die Größe der Kraft ist
P = 091 o,,
also sowohlder Strömungsgeschwindigkeit v„ als auch der Zirkulation I”
proportional.
Wir kommen also zu dem Ergebnis, daß die entwickelte Theorie eines unendlich
langen Tragflügel, durch die wir auf Vorgänge in einer Ebene allein geführt worden
sind, zwar imstande ist, eine Erklärung für den Auftrieb, d. h. eine Kraft
senkrecht zur Strömungsrichtung, zu geben, daß aber auch bei ihr noch
jede Möglichkeit fehlt, an eine Erklärung eines Widerstandes, d. h. einer Kraft
in der Strömungsrichtung, heranzukommen. "Trotz dieses erheblichen Mangels.
der Theorie werden wir sehen, daß sie für die Berechnung des Auftriebs eine schon
recht brauchbare Übereinstimmung mit der Erfahrung gibt.
8 5. Moment und Druckpunkt.
Neben dem durch die Kutta-Joukowskysche Gleichung gegebenen Kraftvektor,
welcher Größe und Richtung der Luftkraft angibt, spielt in der Flugtechnik noch
die absolute Lage der Angriffslinie der
Luftkraft eine wichtige Rolle. Die Lage
dieser Linie wird meist dadurch angegeben,
daß die Stelle bezeichnet wird, an der die
Luftkraft die Flügelsehne schneidet; dieser
Punkt wird der Druckpunkt genannt. Da
auch dieser Punkt mit dem Anstellwinkel &«
gegen die Luftströmung dv seine Lage än-
dert, spricht man von der Druckpunkts-
wanderung. Der Druckpunkt und seine
Wanderung wird offenbar gegeben sein, wenn
es gelingt, die Entfernung des Kraftvektors
von irgendeinem fest gewählten Punkte
anzugeben. D. h. aber nichts anderes, als daß das Moment der Luftkraft gegen-
über irgendeinem Bezugspunkt angegeben werden muß. Als Bezugspunkt wollen
wir hier den Koordinatenanfangspunkt wählen und zur Bestimmung des Momen-
tes in bezug auf diesen Punkt wiederum den Impulssatz vgl. S. 44 heranziehen.
Es wird dann das Moment der äußeren Kräfte gleich dem Überschuß des in der
Zeiteinheit austretenden über das eintretende Moment der Bewegungsgröße.
Als Kontrollfläche können wir auch hier wieder die Zylinderfläche von der
Höhe 1 m, deren Grundkreis der große Kreis mit dem Radius R um den Koordinaten-
anfangspunkt ist, nehmen. Da der Druck auf dieser Zylinderfläche in Richtung
des Radius wirkt ist sein Hebelarm gegenüber dem Nullpunkt gleich Null. kommt
Abb. 36.