Full text: Prüfung, Wertung und Weiterentwicklung von Flugmotoren (Band 6, 1. Teil)

I. Einleitung. 
Die Motorenprüfstelle der „Prüfanstalt und Werft“, später „Flugzeugmeisterei 
Adlershof“, über deren Arbeiten im folgenden berichtet werden soll, hat eine 
interessante Entwicklung durchgemacht. Aus der Notwendigkeit geboren, Grund- 
lagen für die Bestellung und Abnahme von Flugmotoren zu schaffen, baute sie auf 
den von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt geschaffenen mustergültigen 
Einrichtungen für den 2, Kaiserpreis-Wettbewerb auf und nahm mit der beispiel- 
losen Entwicklung der Luftwaffe in der ersten Kriegszeit bald größeren Umfang 
an. Da in der militärischen Verwaltung der Luftwaffe von Friedenszeiten her 
kein technischer Stamm vorhanden war, der Richtlinien hätte aufstellen können, 
war die Entwicklung nicht stetig, sondern vielen Schwankungen und Zwischen- 
fällen unterworfen. Bewährte Frontflieger, die zur Leitung berufen wurden und 
sich nach und nach mit einem Stab technischer Mitarbeiter umgaben, schufen 
eine Dienststelle, die schließlich ihren Zweck recht gut erfüllte. Auf die Geschichte 
dieser Entwicklung soll hier im Rahmen eines technischen Werkes nicht einge- 
gangen werden, Noch weniger soll nachträglich billige Kritik an den vielen Un- 
zulänglichkeiten geübt werden, die sich bei dieser Art des Vorgehens ergeben 
mußten, die aber im Laufe der Zeit behoben wurden. Bei einer technischen Waffe, 
die erst im Krieg entstanden ist, und deren Bedeutung niemand vorhersehen konnte, 
war das unvermeidlich. Das Zusammenarbeiten von Offizieren und Technikern 
bei der Fliegertruppe war im wesentlichen reibungslos und lieferte gute Nutz- 
wirkung. Die Hemmungen wären vielleicht stärker gewesen, wenn die Fliegerei 
vom Frieden her mit einer Behörde und dadurch mit einem bureaukratischen 
Instanzenweg belastet gewesen wäre. Ohne das Gewährenlassen des Einzelnen 
hätte das deutsche Flugwesen niemals die technischen Leistungen vollbracht, 
auf die wir mit Recht stolz sind. Immerhin wird jeder Einsichtige zugeben, daß 
man aus dieser Entwicklung lernen und bei wirtschaftlich-technischen wie bei 
militärisch-technischen Aufgaben der Technik von vornherein den gebührenden 
Einfluß einräumen muß. 
Die eigenartige Entwicklung und die Hemmungen, die sich aus militärischer 
und technischer Leitung ergaben, werden nur erwähnt, damit die Ergebnisse der 
Arbeit gerecht gewürdigt werden. Schwierigkeiten bereitete es ferner, daß die 
Aufgaben schneller anwuchsen als Prüfeinrichtungen und Personal. Dadurch 
mußte man sich in den ersten Jahren darauf beschränken, neue und abgeänderte 
Bauarten auf ihre Betriebsbrauchbarkeit, auf Leistung und Verbrauch zu prüfen, 
Handb. d. Flugzeugkunde, Bd. VI. 1. Teil.
	        
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