c) Die Ausbildung der Auspuffsammler. 231
Die Anforderungen an die Schalldämpfung im Flugzeug, z. B. bei Verkehrs-
flugzeugen, sind daher von denen beim Heeresflugzeug ganz verschieden, wo weit-
;ragende Schallwellen vermieden werden müssen. Beim Heeresflugzeug hat es
darum auch keinen Zweck, die Schalldämpfung des Motors weiterzutreiben, als dem
anvermeidlichen Luftschraubengeräusch entspricht, außer wenn man, etwa mit
Hilfe langsamer laufender Schrauben, das Luftschraubengeräusch wesentlich ver-
mindern kann.
Es genügt hier im allgemeinen, das knallende, schlagartige Hauptgeräusch,
das man z. B. beim Motor ohne Sammler selbst bei verstopften Ohren empfindet,
nach Möglichkeit dämpft, indem man die Gase möglichst gleichförmig und mit
nicht zu großer Geschwindigkeit in die Luft ausströmen 1äßt.
Hierfür gibt es in der Hauptsache zwei Mittel, die vor dem Austritt aus dem
Sammler anzuwenden sind:
i. Ausgleich der zeitlich versetzten Auspuffwellen der verschiedenen Zylinder,
2. Energieabführung, die mit der Gasgeschwindigkeit wächst.
Beide Mittel werden zweckmäßig immer gleichzeitig angewendet.
Jinen ziemlich vollkommenen Ausgleich der Auspuffwellen erreicht man, wenn
12 oder mehr gleichmäßig versetzte Zylinder ein gemeinsames Sammelrohr haben.
Man kann dann durch Drosseln des vereinigten Auspuffes eine gleichförmige Aus-
strömung erzielen (Abb. 295). Bei 6 Zylindern ist dies nicht ohne weiteres möglich.
Man kann aber auch hier wenigstens die Hauptschwingung wie bei 12 Zylindern aus-
gleichen, indem man verschiedene Arten von Interferenz mit der eignen Schwingung
herbeiführt. Leider ist hierfür eine lange und dementsprechend. schwere Abzweig-
leitung notwendig. Ist nämlich die Schallgeschwindigkeit in den Auspuffgasen bei
mittlerer Temperatur U,= 380 m/sk und die Schwingungszahl der Auspuffwellen beim
Sechszylinder-Flugmotor n, = A800 — 70 in der Sekunde, so ist die Auspuff-
wellenlänge L = r = u = 5,4 m. Bei Interferenz mittels einer Zweigleitung
'Abb. 301) muß die Hilfsleitung, die als Ring ausgebildet werden kann, etwa die
Länge S (oder ein ungerades Vielfaches davon) haben, also bei % = 1400 Uml/min
mindestens 2,7 m lang sein; bei Interferenz mittels, zurückgeworfener Wellen
"Abb. 302) ergibt sich die Länge ET für das angeschlossene Reflexrohr. Beide Ver-
'ahren sind als akustische Versuche von Quinke lange bekannt. Versuche, die
1917 in Adlershof nach den Angaben des Verfassers mit einem Wellenreflektor nach
Art der Abb. 302 an einem Sechzylindermotor gemacht wurden, ergaben jedoch
bei normaler Drehzahl keinen erkennbaren Erfolg. Die Oberschwingungen sind
»ffenbar in der Nähe von Motor und Schraube so stark, daß auch das Geräusch
säines Zwölfzylindermotors dem Ohr nicht schwächer scheint, als das des Sechs-
zylindermotors von gleicher Leistung. Nur etwa bei halber Drehzahl war ein
Unterschied bei Einschaltung des Wellenreflektors deutlich merkbar. Dies und
das große Gewicht der Vorrichtungen haben bewirkt, daß der Gedanke nicht weiter
verfolgt wurde. Er ist später von andrer Seite wieder aufgegriffen worden und