238
VIIL. Rückbliek und Ausblick.
weiter mit der Ausbildung der Luftschrauben eng zusammen. Der Wirkungsgrad
der Luftschraube hängt wesentlich von der Flächenbelastung der Flügel ab,
die nicht beliebig gesteigert werden kann. Man kann ihn verbessern, wenn man
die Umfangsgeschwindigkeit, die heute zwischen 150 und 250 m/sk beträgt und
die Flügelzahl verringert. Soll also die Zugkraft eines Motors z. B. durch Ver-
doppeln der Zylinderzahl verdoppelt werden, so müßte auch die Zugkraft der
Schraube auf das Doppelte steigen. Das kann wohl durch Anwendung von zwei
Schrauben ‚oder ‚durch eine Vierflügelschraube geschehen, aber in beiden Fällen
muß man mancherlei Nachteile in den Kauf nehmen, so daß man sie selten ver-
wendet. Der dritte Ausweg ist die größere Schraube von doppelter Flügel-
Jäche; da aber die Umfangsgeschwindigkeit der Luftschraube durch Rücksicht
auf Festigkeit und Wirkungsgrad begrenzt ist, muß man dann zunächst die Dreh-
zahl der Schraubenwelle verringern. Für ähnliche Schraubenform und gleiche
Flugzeug- und gleiche Umfangsgeschwindigkeit gilt demnach das Gesetz
In=
VN
>
für die Drehzahl der Luftschraubenwelle. Ist z. B. für 200 PS - Motoren eine
Luftschraubendrehzahl von 1400 Uml/min noch gerade zulässig, so ergeben sich
‘ür übliche Fluggeschwindigkeiten und zweiflügelige unter sich ähnliche Luft-
schrauben folgende zulässige größte Drehzahlen:
Ve = 50 | 100 200 | 300 400 600 8 900 / 1200
„= 2800 | 2000 1400 1150 ! 1000 820 670 580
Kleinere Drehzahlen und Umfangsgeschwindigkeiten verbessern selbstverständ-
üch den Wirkungsgrad bei richtiger Flügelausbildung. Daraus folgt aber, daß
man bei größeren Leistungen, z. B. 250-—500 PS, zur Hebung des Wirkungsgrades
der Schrauben Getriebe mit ihren unvermeidlichen Störungsgefahren einschalten
nuß. 1)
Jedoch auch die Lösung, bei hoher Leistung des Flugzeugs mehrere unmittelbar
gekuppelte Motoren von je 150 bis 250 PS anzuwenden und auf dem Flugzeuge
entsprechend zu verteilen, ist durchaus verständlich und zu beachten. Sie ist um
30 zweckmäßiger und leichter ausführbar, je besser es gelingt, beliebig angebrachte
Motoren von einer Hauptstelle aus in Betrieb zu setzen, in der Drehzahl zu be-
einflussen und überhaupt zu durchaus selbständigen und betriebsichern Energie-
Umformergruppen zu gestalten.‘ Solche Gruppen ließen sich in einer für das Flug-
zeug geeigneten Form und Verschalung gebrauchsfertig mit allen Betriebstoffen
und Betriebseinrichtungen liefern, so daß der Flugzeug- oder Luftschiffbauer nur
das Flugzeug und die ungestörte Unterbringung der Insassen zu besorgen hätte,
während die Motoren gleichsam wie Zugtiere eingespannt und mit dem Führer
durch geeignete Lenk- und Meldevorrichtungen verbunden würden. - Daß man
aeute von dieser Selbsttätigkeit der Energieumformer noch ziemlich weit entfernt.
!') Der 400 PS-Liberty-Motor ist seit Anfang 1919 mit Getriebe ausgerüstet, ebenso der
300 PS-Benz-Motor (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1920 S. 35).