a) Passende Motorgrößen.
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ist, soll die Hoffnung auf die Erreichbarkeit dieses Zieles nicht schmälern; der
Gedanke liegt übrigens um so näher, als die Flugzeuge und Motoren an durchaus
verschiedenen Stellen erzeugt werden und bei den schnellaufenden Motoren von
Bedienung und Wartung während des Fluges kaum die Rede sein kann, Bei vielen
deutschen und ausländischen Flugzeugen ist man bereits sehr weit in dieser
Richtung vorgeagngen.!)
Ein anderer Weg ist die Verwendung von Getrieben und Wellenleitungen zwischen
den räumlich getrennten Motoren und Luftschrauben. Getriebe sind zuverlässig,
solange sie unmittelbar am Motor sitzen. Sie machen aber erhebliche Schwierigkeiten,
wenn Motor und Luftschrauben voneinander weit entfernt sind.?) Diese Schwierig-
keiten sind begründet in der Federung und Beweglichkeit der Wellenleitungen und
Gerüste und in der Ungleichförmigkeit des Drehmomentes. Letztere rührt von den
Luftschrauben her, die nicht in einem genau symmetrischen Raumlaufen, also bei
jeder Umdrehung wechselhden Widerständen begegnen sowie pulsierende Böen
ınd Windschwankungen auffangen; ferner vom Motor, der, abgesehen von der
natürlichen Ungleichförmigkeit hier und da (z. B. beim Langsamlauf, bei verölten
Zündkerzen oder bei Überlastung) unter Aussetzern und Selbstzündungen leiden
kann, endlich auch von Ungenauigkeiten der Zahnräderteilungen und des Zahn-
räder- und Welleneinbaues. Daß dabei sowohl in den Wellenleitungen, als auch
in dem gesamten Gerüst, also in den Hin- und Rückleitungen der Energie, zwischen
Motor und Schraube, Erschütterungen und kritische Schwingungen auftreten, ist
vorauszusehen und tatsächlich oft beobachtet worden. Bekanntlich gibt es da-
zegen zwei Mittel: Entweder verbindet man alle Teile von Leitung und Rückleitung
so starr miteinander, daß ihre Eigenschwingungszahl hoch über den durch Kraft.
stöße der Umformergruppen erzeugten liegt — dies setzt insbesondere eine vorzüg-
liche Versteifung der Rahmen voraus —, oder man fügt elastische Verbindungen
in Leitung und Rückleitung ein, deren Federung so gewählt ist, daß alle Schwin-
zungen auf den betreffenden Teil beschränkt und von der Masse des Flugzeug-
rumpfes ferngehalten werden. Dies ist aber um so schwerer, je leichter der Flugzeug-
rumpf ist, der unmittelbar an der Umformergruppe liegt. Der erste Weg wird sich
wohl zumeist leichter ausführen lassen; er bedingt insbesondere, daß alle not-
wendigen Massen, z. B. die Motoren, starr vereinigt und die Luftschrauben- und
Getriebelager mit dieser Hauptmasse starr und möglichst kurz verbunden werden.
Außerdem sind Ungleichförmigkeiten, z. B. in den Zahnrädern, möglichst zu be-
seitigen.
Schließlich ist vom Standpunkt der Betriebssicherheit aus die Teilung
ler Motoren zu begünstigen, selbst wenn die Kosten für einen Motor geringer sind.
Für große Verkehrsflugzeuge sind z. B. 3 oder 4 getrennte oder leicht trennbare
Motoren von großem Vorteil für die Betriebssicherheit, da auch die einfachen
Luftschrauben und alle übrigen Flugzeugteile durch geeignete Prüfung betrieb-
sicher gemacht werden können.
1) Vgl. Baumann, Die Entwicklung des deutschen Riesenflugzeugbaus während des
Krieges (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1920 S. 78 u. 130).
?) Vgl. außer Baumann auch Noack, Flugzeuggetriebe, Z. d. V.d. I. 1920, S. 317 u. f.