d) Betriebsanpassung.
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mit Luftkühlung mit zäherem Öl arbeiten müssen und daher die Umlaufmotoren
am besten mit Rizinusöl arbeiten, ist bekannt. Als Ersatz hierfür dienen ver-
schiedene dickflüssige Öle, insbesondere „Voltol‘-Öl, doch ist ihre Eignung nicht
nur von der Zähigkeit bei hohen Temperaturen (150—200°), sondern auch von
ihrer Neigung abhängig, im Zylinder zu verkoken und Krusten zu bilden. Die
Schmierölfrage kann darum für Weiterentwicklung, sogar für die Lebensfähigkeit
der Umlaufmotoren entscheidend werden. Auch hochbeanspruchte Lager, z. B.
die Wellenlager des Hispano-Suiza- und des Liberty-Motors, arbeiten am sichersten
mit Rizinusöl, das im Beharrungszustand sehr hohe Temperaturen vertragen kann,
ähne zu verdampfen, ohne also die Tragfähigkeit des Lagers zu beeinträchtigen.
Der deutsche Motorenbau konnte während des Krieges solche Lagerbeanspruchungen,
wie bei den genannten Motoren, schon wegen des fehlenden Rizinusöles nicht zu-
lassen, was in Baulänge und Gewicht der Motoren auch zum Ausdruck kommt.
Künftige Motoren müßten also mit der Mindestmenge eines Öles auskommen, das
stets zu beschaffen ist.
d) Betriebsanpassung.
Die Betriebsbrauchbarkeit eines Flugmotors ist der Hauptgegenstand
aller Prüfungen. Die wichtigsten Gesichtspunkte sind: Betriebsbereitschaft und
Anlassen, Sicherheit gegen Lockerung oder Bruch, gegen Heißlaufen sowie gegen
Selbst- und Fehlzündungen, ferner Anpassung an wechselnde Lufttemperatur und
Luftdichte.
1. Betriebsbereitschaft und Anlassen.
Erwünscht, aber nicht unbedingt notwendig, ist, den ganzen Motor einschließ-
lich des Schmieröls durch warmes Kühlwasser anwärmen zu können; im übrigen
genügt es vielfach, die Motorwelle mit der Hand zu drehen, wobei der Motor mit
Hilfe seines Vergasers ein brennbares Gemisch ansaugt, das mit dem Anlaßmagneten
entzündet werden kann. Man kann den Motor sogar, wenn er durch Ausschalten
der Zündung stillgesetzt wird, nach geraumer Zeit allein mit dem Anlaßmagneten
wieder in Gang setzen. Bei größeren Flugzeugen sucht man aber das lästige, ge-
fährliche und auch nicht immer mögliche Durchdrehen mittels der Luftschraube
ader einer besonderen Anlaßkurbel zu vermeiden und allgemein besondere Anlaß-
vorrichtungen zu verwenden. Man kann z. B. zum Auffüllen der Zylinder mit
zündbarem Gemisch eine Pumpe benutzen (Maybach). Doch verlangt dies be-
sondere Einrichtungen für die Steuerung und eine Absperrung des Auspuffs. Auch
das Anlassen mit Azetylen ist infolge des großen Zündbereichs dieses Brennstoffs
n Betracht zu ziehen. Vielfach setzt man größere Motoren mit Hilfe besonderer
Anlaßventile durch Druckluft aus Flaschen in Gang, wie alle größeren Verbrennungs-
maschinen. Diese Flaschen sind aber schwer und die Bindung an Auffüllstellen
gebunden. Versuche in Adlershof mit einem Druckluftanlasser von Schütte-Lanz,
ähnlich dem an einigen englischen Motoren angebrachten, haben sonst durchaus
vefriedigt. Die Luft von 150 at wurde dabei in kleinen Stahlflaschen mit Druck-
ninderventil aufbewahrt. Immerhin sind auch die Anlaßventile an jedem Zylinder
ınd ihre Steuerung unerwünschte und nicht unbedingt betriebsichere Beigaben.
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