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VIII. Rückblick und Ausblick,
e) Wirtschaftlichkeit.
Die Frage der Wirtschaftlichkeit tritt bei Heeresflugzeugen zurück, aber bei
Verkehrsflugzeugen in den Vordergrund. Es handelt sich darum, mit billi gsten
Mitteln die notwendigen Bedingungen zu erfüllen, also billig in der Anschaffung
and billig im Betrieb zu sein. Bei Verkehrsflugzeugen sind die Bedingungen für
die wirtschaftliche Herstellung dazu noch besonders ungünstig, weil Massen-
herstellung wie für Kraftwagen in absehbarer Zeit nicht in Betracht kommt. Man
muß daher eine Bauart bevorzugen, bei der eine Mindestzahl von Bearbeitungs-
stellen, also von Verbindungen, Kupplungen, Wellenleitungen und Übersetzungen not-
wendig ist. Von fremden Motoren haben sich der Hispano-Suiza- und vielleicht noch
mehr der Siddeley-Motor diesem Ziele am weitesten genähert, das um so erstrebens-
werter ist, als der Preis von Aluminium auch bei Wechseln der Lohnhöhen stets
sin gleiches Vielfaches der Eisenpreise betragen wird, während die Arbeitslöhne
die Gesamtkosten des Stückes mehr und mehr bestimmen werden. Es ist aber
auch nicht ausgeschlossen, daß Motoren mit besonders dünnwandigen Stahlguß-
gestellen und Blechverschalungen wettbewerbfähig werden. Für die Vermeidung
aller entbehrlichen Verbindungen kann, wie die Entwicklung des Kraftwagen-
motors gezeigt hat, noch viel getan werden. Die Billigkeit der Herstellung spricht
zuch dafür, die in Deutschland bevorzugte Sechszylinderbauart für Höhenleistungen
bie zu 300 PS beizubehalten. Die Billigkeit im Betriebe setzt richtige Vergaser
and Verwendbarkeit von möglichst vielerlei Brennstoffen voraus, wie sie gerade
der Markt zur Verfügung stellt. Hier darf man erwarten, daß die Fortschritte der
Vergaser für Kraftwagenmotoren mit denen für Flugmotoren Hand in Hand gehen
werden.
Wo die weitere Entwicklung auch vor sich gehen möge, ob in Deutschland
>der, vielleicht mit Unterstützung deutscher Ingenieure, in fremden Landen, die
wichtigsten Voraussetzungen für einen erfreulichen Fortschritt werden stets sein:
zute Gedanken und klare Köpfe, die gründliches Beobachten und Messen nicht
scheuen, sich umsehen bei Freund und Feind, und stets den notwendigen Ingenieur-
Kompromiß zu schließen ‚verstehen nach dem Bibelwort: „Prüfet alles und das
Gute behaltet.‘