Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

Der Biokatalysator als Instrument höherer Potenzen., 91 
der Seite her kommender“ stofflicher Faktor freies Spiel haben — 
sofern er auf den jeweiligen Vorgang abgestimmt ist. Kein ir- 
disches Leben ohne Katalyse niederer und höherer Art! 
Wo und in welcher Weise nun aber im Aufbau und in der Erhaltung 
des Organismus höhere Potenzen oder Entelechien zusammenfassend diri- 
gierender Art von der Vernunft zu postulieren sind, das soll einer „„Meta- 
biologie‘ zur Erörterung überlassen bleiben. Das staunenswerte, zeiträum- 
liche Ineinandergreifen und Zusammenwirken unzähliger chemischer, kolloid- 
chemischer, elektrochemischer und physikalischer, insbesondere auch bio- 
elektrischer Prozesse mit ganzheitlichem Effekt, das im Anorganischen 
kein Vorbild hat, führt immer wieder zu der Forderung, daß aus einem 
allgemeinen „Lebensfeld‘“ richtende Faktoren dynamischer Art als „„Dauer- 
impulse‘“ oder „Gradienten“ (CaimLD) in das Individuum übergehen, die, 
„so gewiß sie selber nicht Energie sind‘, doch Materie und Energie lenken 
können und „zielen vor dem Schießen‘ (0. LonDGE). Wenn jedoch schon 
von den Wirkungsquanten — also einer recht „reellen‘“ Sache — gesagt 
worden ist, daß sie „jenseits von Raum und Zeit liegen‘ (BAVINK), SO 
wird wohl erst recht für das, was die Unzulänglichkeit der Sprache bildlich 
als „letzte Gründe des Daseins und Geschehens“ (insbesondere des organis- 
mischen Geschehens) bezeichnet, das Raum-Zeit-Schema seine Geltung 
verlieren. 
In diesem Zusammenhange sei noch auf ein seltsames analogisches 
Zusammentreffen hingewiesen, das unser Bild vom ständigen Wechsel eines 
„Eingeschaltetwerdens und Sichwiederausschaltens‘‘ des Katalysators 
gegenüber einer Definition von LoTzE zeigt, in der „ständiges veränder- 
liches Erleiden und Gegenwirken‘“ im Zusammenhang der Erscheinungen 
Merkmal — der Persönlichkeit ist! Es gibt schon fast ein Gefühl der Be- 
stürzung, zu sehen, wie die Sprache für Niederstes und Höchstes ähnliche 
bildliche Ausdrücke liefert, so daß hier im Grunde nur das unscheinbare 
Wort „veränderlich‘‘ auf den himmelweiten Abstand zwischen beidem 
hinweist! Sollte wohl schon in dem Dasein und Wirken des Katalysators 
ein allereinfachstes Gleichnis derjenigen Art und Weise gegeben sein, wie 
die Einzelmonade in ihrem Bereich wirkt, ohne in dem, worin sie wirkt, 
aufzugehen; hierin wieder — nach LoTzE — ein Gleichnis der umfassenden 
Weltmonade, die Persönlichkeit im höchsten und vollkommensten Sinne ist? 
Und wenn eine der letzten Fragen der Naturphilosophie tat- 
sächlich lautet: „Wie wirkt Entelechie auf die Natur?“ (DRIESCH), 
könnte dann wohl ein erster Versuch einer freilich nur formalen 
und bildhaften Antwort lauten: Sie wirkt katalysatorartig, rich- 
tunggebend und lenkend, indem sie in das Substrat eingeht und 
doch von ihm verschieden bleibt’®? Derartigen und anderen 
Fragen nachzugehen, die von dem Begriff des Katalysators und 
seiner Betätigung im Organismus bis in das Gebiet der Metaphysik 
hinüberführen, soll jedoch einer künftigen Naturphilosophie über- 
lassen bleiben. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.