Full text: Über katalytische Verursachung im biologischen Geschehen

38 
Anmerkungen LI. 
und „„Herauspräparieren‘‘ derartiger Zwischengebilde hat es die Reaktions- 
kinetik schon weit gebracht; s. z. B. H. SCHMID, Z. Elektrochem. 36, 769 
(1930); 39, 573 (1933). Noch heute also gilt die Umschreibung von WEG- 
SCHEIDER 1900, in seiner bedeutsamen Cinchonin-Arbeit: „‚Katalytische 
Beschleunigungen lassen sich durch die Annahme erklären, daß bei jeder 
chemischen Reaktion eine kontinuierliche Folge von Zwischenzuständen 
durchlaufen wird und daß der Katalysator, indem er mit den reagierenden 
Körpern in Wechselwirkung tritt, die Art der Zwischenzustände derart 
verändert, daß die Reaktion ermöglicht oder beschleunigt wird.‘ Vgl. 
auch DrRIEscH, Naturbegriffe und Natururteile, 1904, S. 157: „Eine instabile 
Verbindung ist als primäres Resultat des zugesetzten Katalysators an- 
zusehen; sie ist das Kuppelnde, das Vermittelnde.“‘‘ 
6 Eine organische Verbindung, namentlich komplizierter Art, oder 
gar eine „Symplexverbindung‘‘, hat in der Regel verschiedene „schwache 
Stellen‘, die je nach Natur des Katalysators und den sonstigen Bedingungen 
zu Rißstellen werden können; s. hierzu auch die Arbeiten von OTTO SCHMIDT 
in Z. Elektrochem. sowie Ber. dtsch. chem. Ges. ab 1933; ferner auch 
GrRımm u. WoLFrF, Angew. Chem. 1935, 133. 
17 Als Beispiel derartiger Kettenreaktionen, die in der Form von „„Stoff- 
kette‘ oder „Energiekette‘ als Folgeerscheinung vereinzelter katalytischer 
„Stöße‘“ (Molekularakte) in Gang kommen, sei die Knallgasverbrennung 
an Platin angeführt, die, nachdem sie am Katalysator heterogen „gestartet“ 
hat, in Form einer Reaktionskette von „Radikalen‘“ (auch Peroxyden), 
wie OH, HO, usw., weiter abläuft. S. hierzu BOoDENSTEIN, Kettenreaktionen, 
Z. Elektrochem. 38, 911 (1932); CLusıus, Kettenreaktionen. 1931. (Nach 
FRANKENBURGER sind Kettenreaktionen durch ein inniges Ineinander- 
greifen von Autokatalyse und induzierter Reaktion gekennzeichnet.) 
18 Ein Zusammenhang zwischen energetischen Größen und Katalysator- 
wirkung ist, speziell bei der Oberflächenkatalyse, nur derart vorhanden, 
daß die den einzelnen Molekeln zwecks Überwindung ihrer „Reaktions- 
hbemmungen‘‘ vorübergehend, gleichsam „‚leihweise‘‘ zur Verfügung zu 
stellende Aktivierungsenergie durch den neuen, mit Hilfe der Teilnahme 
des Katalysators beschreitbaren Reaktionsweg erheblich vermindert zu 
werden vermag. Dies bedeutet aber keine Arbeitsleistung des Katalysators; 
auch ist der Betrag der Aktivierungsenergie, die ja nur vorübergehend auf- 
gewendet werden muß, für die Bruttoarbeit des Reaktionssystems und 
damit seine thermodynamische (Gleichgewichts-) Lage belanglos; hingegen 
kann sie ausschlaggebend sein für die Geschwindigkeit, mit der diese thermo- 
Iynamische Möglichkeit verwirklicht wird. — Falls es im übrigen auffallen 
sollte, daß bei unseren theoretischen Bemerkungen so gut wie nichts von 
Elektronen, Energiequanten, aktivierter Adsorption und anderen Be- 
griffen der Mikrophysik und Oberflächenchemie zu finden ist, so möge 
man bedenken, daß einerseits eine vollkommene Übersetzung in jene 
Sprache heute noch nicht möglich ist (vgl. jedoch die Bemühungen von 
POLANYI und EYRING, LOWRY, BONHOEFFER u. a.) und daß andererseits auch 
die nichtkatalytischen Vorgänge die Atome selber nicht unberührt lassen, 
so daß hier ein unterscheidendes spezifisches Merkmal der Katalyse nicht 
vorliegt!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.