Anmerkungen I.
103
worten. Ähnlich HÄMMERLING (a. a. O.): Die Gene kontrollieren die Ent-
stehung von Stoffen, die im Plasma spezifische Wirkungen entfalten, die
zum Merkmal führen.
36 (Ähnlich PrEerrFER schon 1893 in: Reizbarkeit der Pflanzen.) Nach
TIGERSTEDT (1919) ist der Reiz ein Agens, dessen Einwirkung den Stoff-
wechsel und Energiewechsel in der einen oder anderen Richtung verändert.
S. auch DrıEscH, Philosophie des Organischen, sowie P. JENSEN, Reiz,
Bedingung und Ursache in der Biologie. 1921. Hier wird der Reiz dem
Bedingungsbegriff untergeordnet; s. insbesondere S. 46: „Ein Reiz ist eine
solche Komplementärbedingung, die zu den Ruhebedingungen eines leben-
digen Systems oder seinen Erhaltungsbedingungen für den Ruhezustand
hinzukommen muß, wenn eine Reizerscheinung oder Reizwirkung resul-
tieren soll.‘ „Vielfach löst die als Reiz dienende physiologische Änderung
der stationären Prozesse an dem System eine Wirkung aus, die zunächst
in keinen überblickbaren chemisch-energetischen Zusammenhang mit dem
Reiz gebracht werden kann und meist eine auffällige Disproportionalität
zwischen der Größe des Reizes und der Reizwirkung zeigt‘ (M. HART-
MANN, Allgemeine Biologie, S. 15. 1933). G. KLEIN („Physiologische Ent-
wicklung‘‘. 1926) spricht von der spezifischen Wirkung spezifischer Stoffe
und spezieller Zellelemente, die bei Zellteilung, Formbildung und Keiz-
leitung eine spezifische Rolle spielen. (Beispiel der Mimose mit einem
reizleitenden Wundstoff.) Nach Kuızgss’ Versuchen mit der Dachwurz
bilden gewisse mit dem Saftstrom auf- und absteigende Stoffe die Reize,
die an bestimmten Stellen Neubildungen veranlassen können, — In bezug
auf länger wirkende chemische Reize sei auch an die „Reizdüngestoffe‘‘
und „Stimulantien‘‘ der Pflanzenwelt erinnert.
37 Als Beispiele seien die Reizwirkung von Äpfelsäure auf Schwärm-
sporen (nach PFEFFER) und der Buttersäure auf die Lebensfunktion der
Zecke (nach v. UEXKÜLL) sowie die des Nicotins auf den Menschen (mit
der Schilddrüse als „Umschaltstation‘‘ des Reizes) angeführt. (Als Modell
der Nervenreizung hat R. LUTHER das System: Wasserstoffsuperoxyd-
lösung mit Übermangansäure, in einem langen Rohre befindlich, genannt,
wo eine Spur Mangansulfat, an dem einen Ende eingeführt, autokatalytisch
eine fortschreitende Entfärbung der Lösung verursacht. Als Modell der
Idiosynkrasie aber — abnorme Stoffreizbarkeit — erscheint nach SCHADE
das chemische System Wasserstoffsuperoxyd + Jodkalistärke, das durch
Kupfersulfat zu schwacher katalytischer Reaktion gebracht wird; fügt man
nur eine Spur Eisensulfat hinzu, so gibt es eine „ganz exzessive Reaktion‘.
38 Von summativen Reizen sagt DRIESCH, daß sie im Organismus
totalisiert werden, „und auf den totalisierten Reiz antwortet ein totali-
sierter Effekt‘. Über die Reizerscheinungen (mit Reizanlaß, Reizrezeption
und Reizleitung) bei ortgebundenen Pflanzen (Tropismen; s. auch BLAAUWS
Tropismentheorie) sowie bei beweglichen niederen Organismen (Taxien)
s, M. HARTMANN, Allgemeine Biologie; ferner GOLDSTEIN 1935.
39 MÜLLER (Erlangen), Über den Instinkt. 1929; DEMoLL, Instinkt und
Entwicklung. 1934. (In obigem Beispiel könnte allerdings die Zulänglich-
keit stofflich-katalytischer Betrachtung besonders dringlich in Frage ge-
stellt werden.) Daß die Instinktvorgänge mit den Formbildungsvorgängen