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Biokatalysatoren verschiedener Art,
Rätsel ist, deren Lösung wir dem Chemiker überlassen müssen‘“‘,
so ist sicher, daß ein Zusammenarbeiten des katalytisch bewander-
ten organischen Chemikers mit dem Biologen auf dem Gebiete
noch wichtigste Aufschlüsse verspricht*. Die Anfänge solcher
Entwicklungsreihen wird man nach v.EULER in Stoffgruppen
zu suchen haben, „welche ihren eigenen Zuwachs katalysieren
können‘“, „Kein Genetiker aber kann daran zweifeln, daß schließ-
lich der Begriff der Erbeinheit chemisch definiert werden muß.“
(S. z. B. die Zusammenhänge mendelnder Chlorophylldefekte mit
Katalasemangel.)
Folgerichtig ist es auch „die chemische Beschaffenheit der
Gene“, die sie „der Mutation zugänglich‘ macht (R.H=zsszg,
Naturwiss, 1934, 845; s. auch STUsBE, Über die physikalisch-
chemische Labilität der Gensubstanz. Naturwiss. 1934, 784, und
A. KUmy, Über die Physiologie der Vererbung und Artumwand-
lung. Naturwiss. 1935, 1)%,
Um dem chemischen Wesen der Erbfaktoren näherzukommen, verfolgte
SCHMALFUSS an dem Beispiel der Melaninbildung rückschreitend den Weg
von den dem „Merkmal“ entsprechenden stofflichen Bedingungen zu deren
stofflichen Ursprüngen, mit der Arbeitshypothese (nach HAGEDOORN), daß
Substanzen der Erbeinheiten vererbt werden, die Katalysatoren sind oder
bilden, und die direkt oder indirekt „Stoffe mit reaktionstüchtigen chemi-
schen Gruppen“ (z. B. Hormone) entstehen lassen, welche dann ihrerseits
stoffliche Träger der wahrnehmbaren Eigenschaften sind oder bilden:
die Vererbungssubstanz ist dabei einer autokatalytischen oder „homoio-
katalytischen‘ Vermehrung durch Assimilation von Substratteilen fähig,
die zur Erhaltung der Katalysatorsubstanz und zur Vergrößerung ihrer
Menge für Vererbungszwecke unerläßlich ist. In die Reaktionsfolge: Nah-
rungsstoffe (bzw. Plasmastoffe) — Stoffe mit reaktionstüchtigen Molekular-
gebilden — stoffliche Träger der wahrnehmbaren Eigenschaften, greift so,
„gleichsam von der Seite her kommend“, Erbstoff bildend ein. Dominanz
ınd Recessivität, Polymerisation und Letalfaktoren, Mutationen und
Modifikationen usw. sollen so entwicklungschemisch durch reversible oder
nichtreversible Reaktionen, mit Pufferung, Hemmung oder Förderung,
räumlicher Lagerung usw. verständlich gemacht werden können. Im Falle
des Melanins konnten dabei im Modellversuch (s. S. 26) nicht sämtliche
Kerbtierarten auf eine Farbvorstufe wirkungsgleich abgestimmt werden;
die farbfördernden „„Anreger‘‘ müssen also zum Teil wesensverschieden sein,
der Artverschiedenheit entsprechend.
Mit v. EULER darf man die Hoffnung hegen, daß das Studium
der Enzyme, Hormone, Vitamine und „Aktivatoren‘“ eine Brücke
schlagen hilft zur Erblichkeitslehre und zur biologischen Ent-
wicklungslehre (‚„Biokatalysatoren‘, sowie Angew, Chem. 1933,