Was der Befehl zum Kriegsſpielen bedeuten ſollte — Bronſart lebte in 
Medlenburg auf dem Lande — if mir nun vollends unklar.“ 
Im Mai 1898 ſchrieb ih meine leste größere militäriſche Abhandlung. 
Sie trug den Titel: Taktik der Infanterie und die Tätigkeit der ver- 
bundenen Waffen 1874— 1898 (E. S. Mittler & Sohn, Berlin) und 
war ein Sonderabdru> aus den bereits erwähnten „v. Loebells Jahres- 
berichten”. 
Sn der Einleitung vertrat id) die Anſicht, daß auch die Taktik „flüſſig“ 
ſein müſſe gemäß techniſcher Fortſchritte und ſich dadur< ändernder Kampf- 
bedingungen. Der Sas, „daß hier niht Tradition und Amt maßgebend 
ſein dürfen,“ mag wohl in manhem „Büro““ und bei manchem „Ererzier- 
meiſter“, dem das Alte heilig erſchien, weil es ‚bequemer‘ war, verichnupft 
haben. 
Im Herbſte desjelben Jahres erhielt ich meinen Abſchied. Einige Zeit 
vorher hatte mir mein früherer kommandierender General Vogel v. Fal>en- 
ſtein, der zum Chef des Jngenieurkorps ernannt worden war, eine Nummer 
des „Militärwochenblattes“" geſchi>t, die einen anonymen Auffaß enthielt, 
der taktiſhe Auffaſſungen von mir nicht mehr fachlich, fondern zum Schluß 
mit einer perſönlihen Spitze bekämpfte. Vogel v. Faldenftein hatte die 
Bemerkung beigefügt: „Höchſt verdächtig!“ J< konnte ſpäter feſtſtellen, 
daß mein Hauptgegner auf dem Gebiete taktiſcher Anſichten, der General 
v. Schlichting, hinter jenem Aufſakß „ak — wie man zu jagen pflegt. 
Der Genannte beſaß damals beſonders viel Anhänger im Generalſtabe, 
war Verfechter des „Freien Angriffsverfahreng‘‘ bei der Jufanterie im 
Gegenſaß zu der von mir vertretenen Auffaſſung, daß für die Gefechts- 
führung — weil diefe fih ja na< den Verhältniſſen zu richten habe — 
bindende Vorſchriften niht am Maße ſeien. Wohl aber müſſe die Gefechts- 
tehnik ſhon im Frieden feſtſtehen und der Truppe zur anderen Natur wer- 
den. Übrigens war der General v. Sqlichting in der Praris jelbft feinen 
Grundſäßen durchaus untreu, inſofern er bei Löſung der von ihm geſtellten 
Gefehtsaufgaben beftimmte Schemata aufſtellte, und wehe dem, der es 
anders machte! Die Truppe erkannte das bald, und die Führer übten dann 
die ſogenannten „Weltwunder des Generals v. Schlichting“ ein. War die 
Aufgabe geſtellt, ſo raunte man ſi zu: „Löſung Nr. 5“ oder „Mr. 7°, mie 
es gerade paßte. 
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