Vorgreifend ſei jedoch geſagt, daß i< und mit mir aufrechte deutſche
Männer des Präſidiums, der hochverdiente, charaktervolle Furſt Otto
zuSalm-Horſtmaran der Spie, \chließli< freiwillig unſere Ämter
niederlegten froß eines glänzenden Sieges, den wir in der Hauptverſamm-
lung zu Kaſſel am 20. Januar 1908 davon trugen. Es geſhah aus
dem Entſchluß heraus, dem Flottenverein weitere innere Kämpfe zu er-
ſparen. Ich beabſichtige, hier aktenmäßig zu belegende Schilderungen
zu geben von der Tätigkeit des Vereins in ſeiner Glanzzeit, als er mit die
beſten deutſhen Männer um ſein Panier ſcharte und den Ausſpru<h des
Kaiſers, daß „eine ſtarke deutſche Flotte uns bitter not tue‘‘, in die weiteſten
Kreiſe des deutſ<hen Volkes zu tragen bemüht war. Mit Erfolg! Daran
können auh verleßte Reſſorteitelkeit, parteipolitiſche Feindſchaft, höfiſche
Überheblichkeit, perſönlihes Jutrigantentum nichts ändern.
So dürfte dieſer Abſchnitt, zumal eine ausführlihe Geſchichte des
Deutſchen Flottenvereins bis jetzt fehlt, nicht nur für eine folhe wertvolle
Unterlagen liefern, ſondern au< für politiſhe Kennzeichnung jener Zeit
überhaupt.
Als ‚Privarmann‘ hatte ich gelegentlich der Chinawirren der Präſidial-
geſhäftsſtelle des Deutſchen Flottenvereins — dieſer war 1898 in Berlin
gegründet worden — einige Aufſäße zur Verfügung geſtellt, von denen ſie
publiziſtiſhen Gebrauch machte.
Ih erhielt im Zuſammenhange hiermit am 19. Juli 1900 von dem
damaligen Präſidenten dieſes Vereins, Für ſt| zu Wied, ein Schreiben,
in dem er mich erſuchte, dem Vorſtande beizutreten. Jm Herbſte desſelben
Jahres erfolgte dann fakungsgemäß meine Zuwahl als Beifiker des Prä-
ſidiums. Natürlich konnte leßteres nur in beſhränktem Maße praktiſche
Tätigkeit in der Leitung eines Vereins ausüben, der damals bereits fünfzig
Hauptausſhüſſe mit 1479 Geſchäftsſtellen zählte und eine Geſamtmitglieder-
zahl von 599 141 — darunter 269 370 Einzelmitglieder, die übrigen waren
körperſchaftlihe Mitglieder in Vereinen und Verbänden — aufwies. Der
Schwerpunkt lag bei der Hauptgeſhäftsſtelle in Berlin, und da
ergab ſi<h der Mißſtand, daß kein verantwortlihes Mitglied des Präſidiums
die Geſchäfte leitete, ſondern der Vorſteher des ſogenannten „„Kanzler-
amtes‘“’. Der Fürſt zu Wied, ein vom beſten Willen beſeelter Herr, aber
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