bervorging, daß der Verein pflihtmäßig auch große
nationalpolitifche Ziele zu verfolgen habe!
In England entſtand nah dem Deutſchen Flottenverein: die „Naval
Leage‘‘, obgleich ein ſolher Verein in jenem Lande wirkli nicht nötig ge-
weſen wäre angeſichts der engliſchen Rieſenflotte. Jn den Satzungen ſtand
der Sak an der Spike: „Der Verein hat die Aufgabe, Regierung und
Parlament, wenn nötig, zu zwingen, ſeinen Forderungen Gehör zu
ſchenken!“ Solches war in den Saßungen des Deutſchen Flottenvereins
nicht zu leſen. Aber im parlamentariſch regierten England nahm man daran
keinen Anſtoß! Als ih gar nachweiſen konnte, daß der Naval Leage ſehr
viele Parlamentarier aller Parteien angehörten — der Flottenverein zählte
nur ſehr wenige Parlamentarier als Mitglieder —, wuchs das Unbehagen
unſerer Parlamentarier, was fie aber natürlich nicht abhielt, weiterhin über
‚uferlofe‘ Pläne des Flottenvereins, der fogar weitergehe wie die „hohe
Regierung”, bewegliche Klagen anzuftimmen.
Die Tagung des Geſamtvorſtandes für 1904 fand am 16. April in
Dresden ftatt, und zwar leitete fie der Ehrenvorfißende des Tandesverbandes
Sadjen, der Kronprinz, perfönlid. Er ſchritt au< kräftig ein, als der
Sprecher für den Provinzialverband Berlin-Brandenburg die Perſon des
Kaiſers in die Debatte zog mit der eigentümlihen Begründung, „daß es
wunderbar wäre, wenn Seine Majeſtät der Kaiſer unſeren Vorſitzenden
(Admiral Hollmann) nicht in eine ſo unmittelbare Nähe und ſtete Begleitung
heranzöge, wenn er niht zu unſerem Vorſißenden hohes Vertrauen hätte.‘
Es handelte ſi< damals nämlich um eine offenbare Diſziplinloſigkeit des Pro-
vinzialverbandes Berlin-Brandenburg gegenüber dem Präſidium. ch habe
das hier erwähnt als Schlüſſel für ſpätere unliebſame Vorkommniſſe, bei
denen es gelungen war, die Perſon des Kaiſers gegen das Präſidium mobil-
zumachen.
Sn Dresden ſtellte i< na< vorhergegangenen reiflihen Erwägungen
im Schoße des Präafidiums und nach ausführlicher Begründung in der Haupt-
verſammlung den Antrag: „Die Hauptverſammlung möge .dem hier vom
Präſidium mit der Überſchrift: „Die nächſten Aufgaben des Deutſchen
Flottenvereins‘“ Ausgeführten ihre Zuſtimmung geben und beſchließen, daß
der Deutſche Flottenverein in eine großzügige Agitation für eine raſchere
Ausgeftaltung der deutſchen Flotte eintritt.“
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