Berlin-Brandenburg über jein eigenmächtiges, in direftem Widerfprud zum
Práſidium ſtehendes Vorgehen in dieſer Angelegenheit (ſie iſ hier bereits ge-
ſtreift worden). einſtimmig feine Mißbilligung und dem Präſidium fein
Vertrauen auszufpredhen,” einſtimmig gegen Berlin-Brandenburg an-
genommen worden war. Daß dieſe öffentliche Mißbilligung den Haupt-
ausſhuß niht gerade angenehm berührte, blieb begreiflih, aber da er vor
aller Öffentlichkeit tros Einſpruches des Präſidiums ſaßungs8widrig vor-
gegangen war, ſo mußte, um die Diſziplin im Verein zu wahren, auch jene
Rüge öffentlich erfolgen, denn ohne Diſziplin kann ein großer Verein nicht
beſtehen. y
Nun ſtand aber Admiral Hollmann an der Spitze des Haupt-
ausihuffes, und wir haben ja oben gehört, daß Berlin-Brandenburg deſſen
nahe Veziehungen zum Kaiſer hervorgehoben hatte! Dieſe ‚maben Be-
ziehungen‘ wurden aber feit Dresden jedenfalls nicht zugunſten des Prä-
ſidiums ausgenußt, worauf i< noch an geeigneter Stelle zurücfomme.
Auch im NReihsmarineamt fing eine geänderte Stimmung an
Pag zu greifen. Daß der Flottenverein ein neues Flottengefeß für
nötig erachtete und beſchloſſen hatte, für ein ſolhes werbend ein-
zutreten, hörte man dort gern; ſhon weniger gern, daß er durchaus ſelbſtändig
vorgehen wollte, und ſpäter no< weniger gern, daß der Flottenverein aus
rein ſahlihen Gründen heraus in einzelnen Punkten die Vorlage der ver-
bündeten Regierungen als niht weitgehend genug bezeichnete. Da im Jahre
1906 eine Revifion des alten Flottengefeßes von 1900 zu erwarten ſtand
und in Dresden beichloffen worden war, für eine rafchere Ausgeftaltung der
Flotte einzutreten, galt es num, die Propagandatätigfeit des Vereins, die
mir in erſter Linie oblag, hiernach einzuri<hten. Außer der Aufklärungsarbeit
in den einzelnen Ortsgruppen gehörte hierzu eine ſolche ſowohl in den vom
Flottenverein herausgegebenen Organen (,„Die Flotte!" — fie erreichte fhliep-
ih eine Auflage von 480000 — und den „Mitteilungen“) ſowie in
führenden großen Tagesblättern.
Im Herbſte 1904 veröffentlichte ih in der angeſehenen „Deutſchen
Monatsihrift” einen Auffag mit der Überſchrift ¡Deutſchlands unzureichende
Rüſtung zur See.” Dort ſchrieb ih u. a.: „Es unterliegt aber doh keinem
Zweifel, daß das deutſche Volk die Opfer, welche ihm das Flottengeſeß von
106