Full text: Erlebtes und Erstrebtes

   
verein ſtatiſtiſ< wie te<niſ< nadywies, daß die Negierungsvorlage (Movelle 
zum Flottengeſes von 1900) ungenügend ſei und in abſehbarer Zeit uns eine 
ſtarke Flotte niht ſchaffen könne! Es hatte ſi< nah dieſer Richtung 
Dr. Raffomw- Magdeburg hervorragende Verdienſte erworben durch 
feine „‚Aufflärungstafeln”‘, die wir in mehr als 3 Millionen Stü in 
ganz Deutſchland verbreitet hatten. Widerlegen Fonnte man fie niht — 
aber troßdem erſcholl das Geſchrei von den „uferloſen‘““ Plänen des Flotten- 
vereins weiter. Meine Hochachtung vor der Einſicht und - dem Wahr- 
heitsfinn verſchiedener politiſher Parteiführer erlitt in jenen Jahren einen 
argen Stoß, und ſie iſ ſeitdem bis auf Null geſunken! 
Die Tagung in Hamburg im Spätherbſt 1906 verlief wieder glänzend. 
Dort an der Waſſerkante herrſchte aus naheliegenden Gründen volles Ver- 
ſtändnis für die große Bedeutung der Flottenfrage. Der alte Hanſageiſt war 
wiederum erwacht, und es war eine Freude, inmitten dieſer „Königlichen 
Kaufleute” und weitbli>enden Männer über Flottenfragen zu verhandeln, 
wozu ich öfters Gelegenheit gefunden hatte. Auch in großen öffentlichen 
Verſammlungen. Wenn i< dann meine Vorträge mit den Verſen aus 
dem Flottenlied meines heſſiſhen Landmannes Gottfried Schwab: 
„Michel! Horh, der Seewind pfeift, 
Verſtopf dir nicht die Ohren, 
Mer nicht jest zum Nuder greift, 
Hat das Spiel verloren!‘ 
Ihloß und eine nad mehreren Tauſenden zählende Menge andächtig 
das Lied ſang: „Deutſchland, Deutſchland über alles,“ ſo hatte ih die Empy- 
findung, ein gutes Werk getan zu haben. ch habe fie ſelbſt jezt noch, 
troß der Schmad und der Not der Gegenwart, in der jenes „gute Werk“ 
als „verſchüttet“ gelten könnte! Nein, ih hoffe, daß jener gute Geiſt, jene 
vaterländiſhe DBegeifterungsfähigfeit echter deutfher Männer und Frauen, 
wie fie im Flottenverein damals herrſchte, do< wieder mächtig wird, um 
neues Leben zu ſchaffen für unſer ſ{hwergeprüftes Volk. 
Ende des Jahres 1906 entſtand ein „„Konflift” im Reichstage zwiſchen 
den verbündeten Regierungen und dem Zentrum, der zur Reichstagsauflöſung 
führte. Da der Konflikt wegen Kolonialfragen entſtanden war, 
bei denen Zentrum wie Sozialdemokratie eine unpatriotiſhe, geradezu 
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