Full text: Erlebtes und Erstrebtes

     
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
    
    
  
fümmerlihe — weil engherzige — Haltung eingenommen hatten,*) jo war 
es: für. den Flottenverein ſelbſtverſtändlih, nunmehr ſein Gewicht zugunſten 
dep: Regierung in die Wagſchale zu werfen, denn Kolonialfragen waren als 
Überſeeangelegenheit von der Flottenfrage gar niht zu trennen. Außerdem 
hatten Zentrum und Sozialdemokratie den Deutſchen Flottenverein jo oft 
undſo: ¡gehäſſig angegriffen, weil er nationalpolitiſ< war, daß es für den 
Deusfhen: Flottenverein geradezu eine feige Stellungnahme bedeuten mußte, 
wenter dem Wahlkampf mit „Gewehr bei Fuß“ untätig zugeſehen hätte, nur 
weil, einecfonfbin jeder Beziehung fErupellofe Oppoſition daran hätte An- 
ſtoß nehmen können! Mein, ſo ſentimental war die damalige Leitung des 
Deutſchen Flottenvereins doh niht, und ſo erklärte i< im Einverſtändnis 
mit, dem, Fürſten. Salm dem Reichskanzler Fürſten Bülow gegenüber, daß 
die Organiſation des Vereins bei den Wahlen die regierungsfeindlihe Oppo- 
ſition bekämpfen, werde. Was denn auch geſchah, und zwar mit Erfolg! 
So daß der K giſer. auf dem Hofballe vom 12. Februar 1907 mit laut er- 
hobener Stimme, in; Gegenwart zahlreicher Zuhörer zum Fürſten Salm 
ſagte: Mein lieber Fürſt, die Wohlen find ja vorzüglich ausgefallen, und 
ih freue mich, daß Ihr, Flottenverein ſeine Sache ſo prächtig gemacht hat.““ 
Kurz darauf kam, ein Nachſpiel, das überall großes Aufſehen erregte 
und darin beſtand, daß der „Bayeriſche Kurier“/, ein Zentrumsblatt, von | 
mir an den Reichskanzler, Parlamentarier, politiſhe Perſönlichkeiten uſw. 
gerichtete Briefe veröffentlichte, die ungehörige Wahlbeeinfluſſungen ſeitens 
des ‚Slottenvereins erweiſen ſollten. 
-; Dieſe Briefe > ſis; waren außerdem teilweiſe verſtümmelt, jelbft ge- 
Fäffeht wiedergegeben. „;, konnten gus dem verfchloffenen Aftenfchranfe der 
Präſidialgeſchäftsſtelle. nur durch Diebſtahl in den Beſiß des „Bayeriſchen 
Kuriers{l; gelangt, ſein. Es, wurde, damals ſtrafrehtlihe Verfolgung 
gegen - zwei, verdächtige Angeſtellte, ‚Die Brüder Janke, eingeleitet, die jedoch 
ſofort, : der einein. ein. belgiſches, „der andere in ein öſterreihiſhes Kloſter 
verſ<hwanden. Sie meren aber, nur, „ongeftiftete‘ Werkzeuge geweſen. Jm 
weiteren Verlaufe der Unterſuchung ſtellte ſich nämli<h heraus, daß die 
Zentrümsmitglieder Reichstagsabgeordnete D Dasbach und Erzberger ' 
, *) ¿Die damaligen ‚Angriffe, _ namentlich der. OE Erzberger und Noske — gegen die 
Kolonialverwaltung find dann im Vertrage von ‘Verſailles von unſeren Feinden dazu benußt 
‘worden, nun Unt Un fäßfrgteit; Kleinen fu verw alten, darzutun. 
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