aus denſelben Motiven heraus, die ih in dem Euer Königlichen
Hoheit bekannten Briefe an Profeſſor Sering entwi>elte, es gerade
als patriotiihe Pflicht bezeichnet, auh im Jntereſſe des
monarhiihen Gedankens, dem „Dru>e von oben““ nicht
nachzugeben.
Ich werde täglich in dieſer Auffaſſung beſtärkt dur zahlreiche
Zuſchriften aus ganz Deutſchland, dur< die Äußerungen der un-
abhängigen Preffe und durd folgenden bezeihnenden Vorfall, den ich
vertraulich mitzuteilen mir geftatte.
©. 8. H. der Großherzog von Oldenburg hatte die Vorfißenden
des Oldenburgiſchen Landesverbandes in einer Audienz empfangen und
ihnen mitgeteilt, daß er, ebenſo ſein Schwager, der Prinzregent von
Braunſchweig, auf dem bayeriſhen Standpunkte ſtehe. Darauf haben
die Herren — darunter ein hoher Staatsbeamter — geantwortet, daß
ſie dem Präſidium zupflichteten. Hierauf verlangte S. K. H., die
Herren möchten ſi< dann in Kaſſel der Abſtimmung enthalten. Dieſe
erklärten ©. 8. 9H., „als freie niederfähfifhe Män-
ner müßten fie das ablehnen. Sie erklärten ferner,
‚DaB fie es für einen großen politiichen Fehler hielten, wenn ©. 8. 9.
ſich in den Streit einmifchte.” Irosdem hatte das der Großherzog
bereits getan dur< Überſendung der Abſchrift eines Schreibens des
Fürſten Salm an den hieſigen Oldenburgiſhen Geſandten. Es ſollte
mid au< niht wundern, wenn dieſes Schreiben bald in der „National-
zeitung‘ ftünde, die von Oldenburg aus „inſpiriert“ iſt. Daß Herr
v. Würtburg mit Oldenburg und Braunſchweig in Beziehungen ſteht,
unterliegt keinem Zweifel, und zwar find dabei weibliche Hände im
Spiel.‘
Einige Tage früher hatte der Chef des Marinefabinetts
an Profeſſor Seri n g — Mitglied des Präſidiums — geſchrieben: „Seine
Majeſtät der Kaiſer hält feſt, ſi< niht in irgendeine Kundgebung in der
Sache des Flottenvereins einzumiſchen, deſſen Unabhängigkeit er als Exiſtenz-
bedingung anſieht. Andererſeits iſt S. M. darüber verſtimmt, daß es der
Leitung des Flottenvereins nicht gelungen ift, einen Konflift mit Bayern
zu vermeiden, der zu Spaltungen über das ganze Reih hinaus Anlaß ge-
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