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Im Felde 1870/71. Mes. An der Loire.
Adjutantur. Kompagniechef.
Der Kriegsausbru< im Juli 1870 kam der Armee überraſchend.
Vismar> und Moltke weilten gar nicht in Berlin, als der Franzoſenkaiſer
den König von Preußen in Ems durch ſeinen Botſchafter in beleidigender
Weiſe provozieren ließ, um ſein ſinkendes Anſehen bei dem eitlen Volke
zu ſtüßen. Man hatte in Paris ſchon lange gerufen: Rache für Sadowa!
Die Zurü>weiſung franzöſiſcher Anmaßung in der ſogenannten „Emſer
Depefche‘ rief in ganz Deutſchland, den Süden nicht ausgenommen, ein-
‘mütige Begeiſterung hervor, ebenſo der am 16. Juli erfolgende Mobil-
machungsbefehl. Jn Darmſtadt allerdings konnte man einen Anſchlag der
Regierung an den Straßene>en leſen, der vor „Mnoorfichtigfeiten” warnte,
da in Baden bereits franzöſiſhe Truppen eingerü>t ſeien. Die Mobil-
machung ging glatt vonſtatten, und bei der Abſchiedsparade der Garniſon
Darmſtadt am 25. Juli brachte der Großherzog in dem hierbei aus-
gegebenen Tagesbefehl zum Ausdru>, daß er nicht die „vorſichtige“ Haltung
ſeiner Miniſter teilte, denn jener Tagesbefehl war von echt vaterländifchem
Schwunge getragen. An demſelben Tage ſette ſi die Diviſion, die ſeit 1867
Prinz Ludwig von Heſſen befehligte, und die nunmehr dem 9. Armeekorps
(General v. Manſtein) zugeteilt war, nah Rheinheſſen in Bewegung. Dort
hatte in Mainz der König von Preußen als Bundesfeldherr ſein Haupt-
quartier aufgeſchlagen.
Leider mußte ich vorläufig beim Erfagbataillon zurücbleiben, da die
Nachwirkungen meiner Verwundung die volle Felddienſtfähigkeit in Frage
ſtellten. Aber fortgeſeßtem Drängen gelang es doch, daß ih am 20. Auguſt
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