Full text: Erlebtes und Erstrebtes

  
Unterſchriften, und unter dieſen finden Sie zahlreiche Geiſtlihe — fo ftand 
es wenigſtens in einer Zeitung —, alles proteſtantiſche; katholiſche ſind nicht 
dabei. (Hört, hört!) Das fordert unſere Aufmerkſamkeit heraus. Da wir 
1813 feiern, möchte ih feſtſtellen, daß damals gerade aus den Pfarrhäuſern 
heraus das Kriegsfeuer mit gefchüirt wurde. In der Kirche und von der Kanzel 
wurden die Leute eingefegnet und für den heiligen Krieg begeiſtert. Das 
möchte ich erwähnen, und es würde für die richtige Auffaffung der vaterlän- 
diſhen Pflichten eines deutſchen Geiſtlihen \{<limm gusſehen, wenn das 
anders werden wollte. Daß auch in Lehrerkreiſen vielfach ähnliche pazifiſche 
Stimmungen herrſchen, daran if Fein Zweifel, und dagegen muß angekämpft 
werden. Denn ein Volk, das in der Mannhaftigkeit nicht 
mit die größte Tugend zu ſehen gewohnt ift, ein ſolches 
Volk ift andern mannhaften Völkern gegenüber nicht gewachſen. 
Dafür ſind wir aber heutzutage vor allem korrekt! Wenn ih aber in 
der Weltgeſchichte blättere, ſo finde ih, daß es in der Weltgeſchichte im all- 
gemeinen nicht fehr Forreft zugeht. Die Korreften find gewöhnlich unterdrückt 
worden. Und alles, was wir Großes getan haben von der Völkerwanderung 
bis 1870, und aud 1870/71, war nicht immer ganz Forreft im Sinne der 
Friedensfhwärmer. Es kommt noch etwas hinzu, doh das iſ meine per- 
ſönliche Auffaſſung. ch will nicht, daß geſagt wird, der Deutſhe Wehr- 
verein hat hierin die Auffaſſung des Generals Keim zu der ſeinigen gemacht. 
Zu der Wehrhaftigkeit gehört auch das Empfinden, 
einmal ordentlich haſſen zu können. Bismar> hat ein- 
mal geſagt: „Jh habe die ganze Nacht gehaßt!“ und der Mann hat auch 
am Tage gehaßt. Jc bin der Meinung, daß man z. B. ein Volk haſſen 
darf, das dem deutſhen Volk ans Leben gehen will, da haſſe i < wenigſtens! 
(Lebhafter Beifall.) Da iſ mir neulich ein franzöſiſhes Buch in die Finger 
gekommen, von einem franzöſiſhen Profeſſor. Ja, wiſſen Sie, da iſ der 
Haß gegen uns gepredigt, vermiſcht mit einer Verlogenheit, die Gott ſei Dank 
bei ung nicht möglich iſt. Das Buch iſ der franzöſiſhen Jugend gewidmet; 
ſie wird alſo ſhon im Haß gegen Deutſchland planmäßig erzogen. Jh will 
Ihnen nicht meine Gefühle des Haſſes gegen jeden, den ih als Feind meines 
Volkes anſehe, einimpfen, aber i< mahe Jhnen einen Vorſchlag, daß 
in uns Deutſchen wenigſtens ein heiliger Zorn entfaht wird, 
wenn, wie in Frankreich, planmäßig gegen Deutſch- 
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