Full text: Moderne Luftschiffahrt

  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
Schleppfahrten mit ſanſtem Abſchluß, ſowie fröhlicher 
Gelage nah der friſhen Sportsthätigkeit über fich 
ergehen laſſen. Glücklicherweiſe ſteht der Aëronaut 
noch nicht in demſelben Rufe wie der Nimrod, eine 
eigene Sprache bei ſeinen Erzählungen zu reden ; Luſt- 
ichifferlatein ift noch nicht erfunden. Das iſt aber aud) 
wirklich nicht nötig, da eine jede Fahrt ſoviel 
Schönes bietet, daß man ſtundenlang erzählen könnte, 
auch wenn man nur wenig Ballonpraxis hat. 
Da fährt man beiſpiel8weiſe von Berlin aus 
fünf Stunden fortwährend in Wolken, weiß nur, 
daß die Fahrt ungefähr nah Süden gerichtet 
iſt. Schließlich zwingt beginnende Dämmerung 
zur Landung. Es ſchneit und regnet. Der 
Ballon fällt ſtark und es beſteht die Gefahr, daß 
die Wolken faſt bis auf den Boden reichen, und 
der Korb unvermutet aufſchlägt, ehe die Erde geſichtet 
wird. Das Barometer zeigt zwar no< 800 Meter 
über dem Meeresſpiegel, wenn man hinunter ruft, 
fommt der Schall aber ſhon in 11/,¿—2 Sekunden 
wieder herauf, ſodaß wir unſere Höhe über dem 
Boden auf 300 Meter berechnen. Das heißt alſo, daß 
der Boden jich 500 Meter über dem Meere befindet, 
das Terrain alſo ſtark gebirgig iſt. Schließlich be- 
fommen wir etwas Ausſicht und erkennen deutlich, 
da wir an einem Berge Hinunterfahren und gleich 
darauf von ſtarkem Sturme an einem andern hinauf- 
gejagt werden. Der Korb fchleift durch die regen- 
ichweren Baumgipfel mit unglaublicher Gejchwindigteit, 
bis wir plößlich in ruhiger Luft, mitten in jchweren 
Wolfen find, über und jedoch ein eigenartiges Rauſchen 
  
  
  
  
  
  
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