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Es läßt ſich gegen die lezten Ausführungen ein-
wenden, daß ſie denn doh zu ſehr das theoretiſche
Moment in der Ballonführung herausſuchten. Nun,
für gewöhnliche Spazierfahrten iſt es niht nötig, fich
mit ſolchen Beobachtungen abzugeben. Wenn es aber
bei ſportlichen Fahrten darauf ankommt, das nur
irgend Mögliche aus dem Ballon herauszubekommen,
ſeine Energie bis auf den Reſt aufzubrauchen, jo
muß man ſih eben dieſer legten Mittel bedienen.
Aufmerkſame Schüler des Hauptmanns von Sigs-
feld werden oft geſehen haben, welche ſtaunenswerten
Reſultate der praktiſchen Luſtſchiſſahrt er durch ſeine
theoretiſhen Erwägungen obiger Art zu Tage für-
derte. Es gehören dazu ſeine berühmten „thermo-
dynamischen” Landungen. Unſer genialer Meiſter kal-
fulierte: Wenn ein Ballon jchnell fällt, erwärmt jich
das Ballongas bei 100 Meter Fall um 1 Grad. Die
Luſt hat aber in den untern Kilometern ein durh-
\chnittlihes Temperaturgefälle von nur 1/, Grad auf
100 Meter. Alſo wird das Ballongas mit verhältniß-
mäßig höherer Temperatur unten ankommen. Es iſt
Auſtrieb gewonnen und Ballaſt geſpart. Notwendig
iſt dabei ein ſchnelles Fallen, damit ſich die Temperatur
des Gaſes niht mit der äußeren Luft ausgleichen
fann. Umgekehrt folgt aus den Überlegungen des
Hauptmanns von Sigsfeld, daß man den Ballon nur
langſam ſteigen laſſen ſoll, damit die dynamiſche Ab-
fühlung des Gajes durch Ausgleich mit der Luft wieder
aufgehoben werden kann. Ein andrer Grund für lang-
ſames Steigen, der zwar nicht hierher gehört, iſt noch die
Sonnenſtrahlung, wovon auch gleich die Rede ſein foll.