Von den Dächern.
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Die Abfiche dicſes Werks geher zwar nicht dahin zu zeigen, durch wel- Vom Schif-
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che Verrichcungen und Handgriffe bei der Arbeit ſelbſt, eine gute Conſtruction
erreicht wird; ſondern nur wie fie beſchaffen ſeyn muß. Judeſſen giebt es doch
Fälle, wo ohne erſteres zu wiſſen, das leßtere nicht wohl verſtanden werden
fann; dahin gehört das fogenannte Schiften, das ift, die Methode, bei Walm-,
Winfeldächern oder Wiederfehren, und bei ſchiefen Dächern nicht nur die eigents
lichen Längen der Grad- und Kehl -Schiftſparren, ſondern auch die ſchrägen Ab-
ſchnitte derſelben zu finden, womit ſie ſich an die Grad- und Kehlſparren an-
ſchmiegen.
Anm. Hat man fi die Regeln des Schiftens oder Anfchmiegens diefer bei einem Gebäude
vorkommenden Stücke, gehörig bekannt gemacht, fo folgt das Verfahren bey andern Zim-
merarbeiten wo allerlei Hölzer ſeitwärts, oder in ſ{hrägen Richtungen und unter allerlei
Winkeln zuſammentreffen von ſelbſt, nemlih dergleichen Hölzer ohne alles Verſuchen und
Probirens gleich ſo zuzuſchneiden und zu bearbeiten, daß fie auf das genauſte zuſammen-
paffen müffen; ich will 3. B. nur den Umftand erwähnen, daß bei einer Winfelramme
die zwei auf der Minterfehwelle ftehende Streben oder Nuthen fi) oben am Läufer an-
legen oder anſchmiegen; nun müſſen dieſe ſ<hrägen Abſchnitte gleich bei der Arbeit und
alſo vor der Aufrichtung der Ramme gefunden werden, und dergleichen Fälle kommen bei
Maſchinen und andern Stücken häuſig vor.
Es giebt in den Provinzen und auf dem Lande Zimmerleute, welche
mit dieſer Arbeit nicht reht umzugehen wiſſen; es dürfte daher nicht überflüſe
ſig ſeyn, angehende Baumeiſter davon zu belehren, damit ſie in vorkommender
Fällen einen etwa in diefer Sache nicht genugſam erfahrnen Zimmermann dar-
unter leiten können.
Auch für diejenigen, die ſich mit dem ſo nüblichen Modelliren der Zinm-
merarbeiten beſchäftigen wollen, iſt dieſe Anweiſung unentbehrlich.
Anm. Der Herr Geheime Oberbagurath Eytelwein, hat zwar im erſten Bande der
Sammlungen nüßlicher Aufſätße die Baukunſt betreffend, die Lehre vom
Schiften, ſehr faßlih, deutlih und richtig vorgetragen. Der Vollſtändigkeit dieſes Wer-
kes wegen, und denjenigen zu Gefallen, welche jene Schrift etwa nicht befigen möchten,
kann aber dieſe Materie hier um ſo weniger übergangen werden, als der Gründlichkeit
des Vortrages des Herrn Geheimen Raths Eytelwein unbeſchadet, ſi vielleicht hin
und wieder im Verfahren ſelbſt, etwas kürzere Wege angeben laſſen möchten.
Auch Schübler, Reuß, Heimburger, Schillinger, und andere, geben - in
ihren Schriften über die Zimmermannsfkunſt, Anweiſungen über das Schiften, allein ich
darf ohne Beleidigung dieſer Männer ſagen, daß folches. nur auf eine hôchſtunverſtändli-
che Art geſchehen iſt,
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