Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Zweiter Theil)

     
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
1Io Zweiter Abſchnitt. 
Anm. Größere Hängererfe erfordern allerdings mehrere, weitläuftigere und zufommengefeg) 
tere Verbindungen ; dieſe liegen aber wie ſ{<on gedacht, auſſer den mir vorgezeichneten 
Grenzen, und man wird alſo die Anweiſung dazu in andern architektoniſhen Werken 
aufzuſuchen haben. Ob man jedoch hinlängliche Befriedigung finden wird, iſ eine Frage- 
Reußens Anweiſung zur Zimmermannskünſt wird noch immer mit für die beſte in Abſicht 
der Hängewerke gehalten. Die von Herrn von Cancrin kürzlih herausgegebene pra ke 
tiſhe Anweiſung wie Dedendurd neue Sprengs und Hängewerfe zu. 
bauen, nebſt Beſchreibung nd Abbildung eines Erergierhaufes mit 
¿wey Kaſernen. Mit 12 Kupf. Gieſen 1796, iſt in den mehreſten Fällen feh: 
lerhaft und die Entwürfe grenzen öfers an die Unmöglichkeit der Ausführbarkeit, wor- 
über mic) weiter auszulaffen, hier der Raum nicht verſtattet. 
Weil es indeſſen überhaupt {wer iſt, die Anleitung zum Bau der Hängewerke auf 
ganz allgemeine Regeln und Prinzipien zu bringen, wovon der Grund hauptſächlich mit 
darin beruhet, daß es no< an hinlänglichen Verſuchen über die Feſtigkeit der Bauma- 
terialien überhaupt, und alſo auch der des Holzes und des Eiſens, in ſo verſchiedenen 
Stellungen und Lagen fehlt; fo habe ich meiner Geits den Weg gewählt, außer einigen all: 
gemeinen Kegeln, in den folgenden Beiſpielen mehrentheils jchon eriftirende Hängewerke. 
welche ſi gut gehalten haben, zu beſchreiben und einige Bemerkungen hinzuzufügen. 
Ein Hängewerf Fann fo wohl bei deutſchen als bei Manſardedächern 
angebracht werden; jedoc) ift anzumerken, daß bei Manſardedächern wegen ih- 
rer Form, nicht füglich weder eine noch drei Hängefäulen in einem einfachen Bin- 
der angebracht werden können, oder ſie geben doch nicht einen ſo guten Verband 
als wenn man zwey oder vier Hängeſäulen darin anbringt, denn das obere 
Dach der Manſardedächer iſt gewöhnlich zu flach, um die mittlere Hängeſäule, 
vermittelſt der Streben gehörig unterftüßen zu können; folglich iſt bey dieſen 
Dáchern ein Bock mit zwey Hängeſäulen anwendbarer; oder man kann das ei- 
gentliche Hängewerf allein für fich, zwifchen zweyen Bindern des gebrochenen 
Daches anordnen; alsdenn ift es nicht allein eben fo gut möglich, ſondern viel- 
mehr beſſer, eine oder drey Hängefäulen in einem Manfardedache anzubrin- 
gen, weil die mehrere Höhe, welche felbiges überhaupt gegen die geraden Dä- 
cher hat, eine defto fleilere Stellung der Streben erlaube. 
Nach der in der vorigen Anmerkung mitgetheilten Abſicht iſt demnach 
in der 134ften Figur das Hängewerf über die katholiſche Kirche im hieſigen 
Jnvalidenhauſe vorgeſtellet. Dieſe Kirche iſt 45 Fuß tief mit einem deutſchen 
Dache, und in jedem Binder eine Hängeſaule vorhanden. A ift ein ‘Binder, 
B ein Leergeſpärre und C der Längendurchſchnitt dieſes Hängewerks. Die erſte 
und vorzüglichſte Unterſtüßung der Hängeſäulen beruhet auf die beiden Streben 
aa, Fig. A; die zweite, aber geringere Unterftüßung, leiftee der durch die lie- 
gende Stuhlbänder bb unterſtúste Spannriegel c, nebſt den Kehlbalken d. 
Dieſe Unterſtüzung iſt aber durch das Ueberſchneiden der Bänder þ Über die 
Spannriegel c etwas geſchwächt. Die Hängefäulen find doppelt, jedoch die 
  
    
   
	        
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