Von den Freis
treppen und
ihrer Kon-
ſtruction.
230 Vierter Abſ<nitt,
$. 97.
Weil die ſogenannten Seitentreppen oder Perrons mehrentheils im
Freien oder unbede>t vor den Häuſern angebracht werden, um die Höhe der
Keller- oder Souterain- Mauern über der Erde, bis auf den Fußboden des er-
ſten Stockwerks *) zu erſteigen, ſo ſollten ſelbige billig von Bruchſteinen ſeyn;
allein, da dieſes. Material niché aller Orten anzucreffen iſt, ſo muß man ſich
an vielen Orten damit begnügen, ſie entweder ganz von Holz zu machen, oder
die Wangen und Stufen mit guten Ziegeln aufzuführen, wobei jedoch die Stu-
fen und die Seitenmauern mit guten eichenen Bohlen bedecfe werden müffen. **)
*) Es hâtte {hon eher angemerkt werden follen, daß nach der Bauſprache, oder wenn man
auch hierin den Franzoſen nachahmen, oder wenigſtens ihre Baufchriften nicht unrecht vere
ſtehen will, daß die unterſte Etage nicht die erfte, die folgende die zweite u. f. w. ges
nannt wird, fondern die (nad) hiefigem Sprachgebrauch ſogenannte) erſte Etage heißt das
Parterre, die zweite Etage die erſte, und die dritte die zweite, fo daß „ein Haus
von drei Etagen,“ (nach der gewöhnlichen Sprechart) nach franzöſiſhem Gebrauch, ein
Haus von zwei Etagen heißen würde.
>) Auch auf den maſſiven Brücengeländern, ift eine Bedekung mit eihenen Bohlen, die
mit eifernen Ankern in das Mauerwerk befeſtiget ſind, das beſte. Die bloßen Ziegel vers
wittern bald, wozu no< kömmt, daß ſolche von böſen Händen gefliſſentlih demoliret werden.
Wo man alſo genöthiget iſt ganz hölzerne Treppen zur Erſteigung des
untern Stowerks anzulegen, iſ es ſehr gut die Anlage dieſer Treppen derge-
ſtalt zu machen, daß fie fich ebenfalls unter einer Bedeckung, oder im innern
des Gebäudes befinden, denn auch felbft die fleinernen Treppen haben doch den
Fehler, daß die Stufen bei Näſſe und Sroft fehr glatt und daher unſicher
werden, Man könnte daher, wie Fig. 259 A zeigt, die Mauer am Ein-
gange etwas zurück ziehen, und die Treppe uncer der Bedeckung des ' Dachs
oder bei einem hohen Fundamente, den Eingang und die Treppen gleich in
daſſelbe anbringen. Bei Gebäuden mit Durchfahrten, können die Treppen
nach Fig. 259 B in den Corridors ſtact finden, oder nach 259 € dergeſtalc an-
gelegt werden, daß die Stufen zur Erſteigung des Corridors gleich mit den
Haupéttreppen verbunden werden, ſo daß das Podeft a mit dem Fußboden der
Etagen eine gleiche Ebene mache,
Müſſen aber dieſe Treppen als Freitreppen vor den Häuſern angebracht
werden, ſo iſt dasjenige anzumerken, was bereits S. 224 bes erſten Theils an-
geführet worden, daß nemlich jederzeit eine Stufe in die Hausthüre geleget
werden, oder daß das Podeſt um eine Stufenhöhe niedriger liegen muß, als
der Fußboden des Fluhrs, weil ſonſt das auf die Sreitreppen fallende Regen
waſſer in das Haus laufen würde,