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Vierter Abſchnitt.
übrigen Theilen des Brettes ſchwindet, und alſo die Leimfugen dadurch zers
ſpringen würden. Die in der Mitte der Bretter ‘befindliche âſtige Stellen aber
pflegen bei dem Zerſchneiden derſelben herauszufallen.
Bretter, worin die Fiebern des Holzes entweder nah der Breite oder
nach der Dicke der Bretter, ſchief laufen, müſſen am wenigſten zu den kleinen
oder feinern Theilen der Tiſchler - Arbeit gebraucht werden, als z+ B. zu den
Rahmſtücken der Thüren und der Fenſter, indem leicht einzuſehen iſt, daß be-
ſonders die Verbindungen der Ecken, durch Zuſa mmenſchlißung Fig. 304,
mit einem ſo genannten S <lißzapfen, oder Zuſammenſtämmung nach Fig.
305, von ſolchem Holze, nicht dauerhaft gerathen können; es muß alſo zu der-
gleichen Scücken der Tiſchler - Arbeit, es ſey von Kiehnen- oder Eichenholz die
Rede, vorzüglich geradwüchſiges Holz genommen werden, Da auch das
Eichen - Holz zwar ſo wie das Fiehnene, dem Schwinden, Quillen und Werfen
unterworfen ift, ſolches aber doch bei erſterem in abwechſelnder Näſſe und Tro-
eenheit nicht in fo Furzer Zeit als bei dem Fiehnenen gefchiehr, auch das Eis
chenholz überhaupt dauerhafter iſt als das Fiehne
ne, fo nimme man zu den Sen:
ſterrahmen vorzüglich Eichenholz, wozu aber auh nur Bretter, die aus der
Mitte des Baums geſchnitten werden, gewählt werden ſollten.
Anm. Zu Thüren ift das Eichenholz zu {wer, aud) ganz reines Eichenholz ohne Aeſte
ſehr koſtbar zu erhalten, obgleich eichene gebohnte Thüren fehr gut ausſehen.
Das Kiehnenholz an ſich, iſt auh noch darin verſchieden, daß es Bret-
ter giebt, welche faſt ganz aus dem eigentlichen Kiehn beſtehen; Dieſe
ſind vorzüglich an feuchten Oercern brauchbar, taugen aber dagegen nicht an
Stellen, welche der Hibe ſehr ausgeſe6t ſind, z. DB. gegen die Mittags: Sonne,
weil die harzigen Theile daraus ausgezogen werden, auch die Farbe nicht gut
darauf hält, welches wenigſtens ein Unanſehen verurſache.
Es wird aber ſelcen der Fall ſeyn, daß der Tiſchler ſich genau nach allen
dieſen Umſtänden richtet, und deshalb cheuere Brecter anſchaffen ſollte; daher iſt
es gué, wenn man cüchtige Arbeit haben will, daß der Bauherr ſelb das Holz
zur Tiſchler - Arbeit anſchaft. Der dadur< etwa entſtehende Verluſt bei dem
in dieſem Fall nicht ſparſamen Zuſchneiden, wird durch die dadur< zu erhal-
tende Dauer hinlänglich erſesc., i
Uebrigens iſ, wenn man aufrichtig ſeyn will, ohne jedoch einer fehlech-
ten Arbeit das Worc zu reden, wohl zuzugeſtehen, daß die Vorwürfe, welche den
Tiſchlern gemeiniglich über die geringſten Mängel bei ihren Arbeiten gemacht werden,
unbillig ſind, denn bei der Wahl des beſten Holzes und der fleißigſten Arbeit,