Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Zweiter Theil)

   
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24 Fünfter Abſchnitt, 
„nennenbretter mit diefer Mifchung zu beſireichen, werden 20 Pfund gelbe Lei- 
„menerde, anderthalb Pfund Mehl zum Kieifter, x Pfund Pottaſche erfordert, 
„welches zuſammen, mit dem Arbeitslohn etwa eilf Groſchen ſehs Pfennige trägt. 
„Herr Boulard hat bereits folgende Verſuche mit dieſem Anſtrich ge- 
„macht: er firich einen alten hölzernen Schrank von Tannenholz mit dieſer Farbe 
„an, fegte ihn in einen Hof, und legte eine Welle Holz daran, die er anziindete; 
„die Welle verbrannte gänzlich, ohne den Schcank anzuzünden, bloß deſſen Obers 
„fläche wurde ein wenig verkohlt, an dee Stelle, wo die Wirkung des Feuers 
„am heftigſten war. Ferner nahm er Stroh und band es in kleine Bündel, 
„tauchte dieſe in Waſſer, worin Pottaſche aufgelöſet worden war, und ließ fie 
„nachher trocknen. Mit diefen Strohbändeln machte er ein Kleines Dach über 
ein paar hölzerne Pfähle und beſtrih es inwendig mit dieſer Miſchung. Dann 
„zündete er eine Melle unter dieſem Dache an, und es gerieth nihe in Flamme, 
»„Bloß das Stroh wurde zu Kohle, und das Dach wurde in der Mitte durchge- 
„brannt, aber das Holzwerk, worauf es ruhete, widerſtand der Flamme, weil er 
„ed mehrmals mit beſagtem Anſtrich überzogen hatte. Hierauf miethete Herr 
„Boulard ein lleines abgelegenes Gartenhaus, das zwölf Schuh ins Quadrat 
„hatte, und deſſen Mauern von gefchlagener Erde ( Piſé) verfertigt waren. Der 
»Fußboden- deſſelben war ſehr alt und von Tannenbrettern, ſo wie die Decke. 
„Vermittelſt einer kieinen auswärts angebrachten hölzernen Thüre konnte mat 
„auf den Boden kommen, wo ein alter Schrank und einige alte Stühle ſtanden, - 
„die er gleichfalls da ließ. Nachdem er die Ziegeln vom Dache hatte abnehmen 
„laſſen, breitete er Strohdecken, die ſo wie die vorigen mit der Mifchung übers 
»ädgen waren, auf den Fußboden. Ueber dieſe Strohdecken feßte er ein Strobs 
„dad, und beftrich endlich den Fußboden fünfmal mit obiger Miſchung. Die 
„Ölasfenfter nahm er weg, aber die Thür und Senfterladen, die fehr alt und mit 
„Delfarbe beſtrichen waren, behielt ex bei. Jn dieſem Gartenhauſe thürmte er 
un zwölf Reiſigwellen in Form eines Scheiterhaufeus über einander, ftecfte fie 
„in Brand und machte die Thüre zu. Da fein Luftzug vorhanden war, fo 
„glimmte das Feuer lange, ehe es ausbrach. endlich aber gerieth es in vollen 
„Brand und die Flamme ſ{<lug zu den Fenſtern hinaus, die Laden wurden 
„verbrannt und das Dach angezündet. Durch. ein Fenſter fonnte man bemerken, 
„daß fich die Flamme über den Fußboden hinſchlängelte, ohue ihn jedo< anzún- 
„den zu können. Als die Wellen abgebrannt ivaren, ging er in das Gartenhaus, 
„id er fand, daß der Fußboden zu Kohlen verbrannt war, und daß einige Bals 
„een Feuer gefangen hatten, allein ſobald die Flamme vorüber war, löſchten fie 
„von ſelbſt wieder aus. Die Boventhüre war gar nicht befchädigt, und der auf 
„dem Boden ſtehende Schrank und die Stühle waren durch die Strohmatten 
»gänzlich vor dem Feuer befhigt worden. Diefe Proben beweiſen, daß der oben 
„erwähnte Anſtrich ein wirkſames Mittel iſt, den Feuersbrünſten Einhalt zu thun, 
„wenigſtens gewinnt man dadurch Zeit genug, Hülfe zu leiſten, und die Mobilien 
„Id wohl, als auch das Leben derjenigen ¿u retten, Die in Gefahr find.“ 
   
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
   
     
  
  
    
   
  
  
    
    
   
    
    
   
     
    
   
   
   
  
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