Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Erster Theil)

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Von den Baumaterialien 239 
Ç. 85 
Vom Gipſe, 
Der Gips wird aus dem fogenannten Gipäfteln, 
Frauenglas oder Alabaſter gebrannt, und beſteht aus 
einer Verbindung der Kalkerde mit der Vitriolſäure, 
welche durh das Brennen nicht aufgehoben wird, 
Die Gipsfteine ſind mehrentheils halbdurc; ſichtig, 
beträchtlich weicher wie die Kalkſteine, fo daß ſie fi 
leiht zerreiben laſſen, und werden von einein etwas 
geübten Auge leiht von leztern unterſchieden. Sie 
brauſen mit Scheidewaſſer oder andern Säuren gewöhn- 
lich nicht auf, welches in ſeltnen Fällen nur dann ei- 
nigermaßen Statt findet, wenn die Kalterde des Giyvs- 
ſteins nicht völlig mit Vitriolſäure geſättigt iſ, und 
die Säure ſodann auf den nicht geſättigten Theil die- 
ſer Kalkerde wirken kann. 
Um die Giysfteine nâher zu unterſcheiden, dürfte 
man nur ein Stück derſelben, gleich einem Stück Kalkz 
fteine, brennen, Ein ſolcher gebfannter Gipsftein würde 
beim Beneßzen mit Waſſer keine Spur von der beim 
Löſchen des Kalks entſtehenden Wärme bemerken lafs 
ſen, ſondern das Waſſer in ſich ſaugen, und damit, 
wenn des leßtern nicht zu viel ift, eine dicke, breiartige 
Materie bilden, welche an der Luft bald ſteinartig er- 
härtet, 
Auch) entdeckt man den Gips, wenn von den Stei- 
nen etwas zu Pulver gerieben, und mit gleich vielem 
Kohlenſtaube gemengt in einem offenen Tiegel zwiſchen 
Kohlen ſtark durchgeglüht wird, wovon ſodann ein 
Schwefelgeruch entſteht, | 
 
	        
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