Vom Bauholze. 169
Die Nadeln ſtehen einzêln, ohne Scheide, kammartig,
find an der Spike ausgeſchnitten , und haben auf der un=
tern Seite zwei vertiefte, matt weiße und drei erhabene grúne
Streifen. Die Rinde ift weißgrau, glatt, fpröde, im Ws
ter riſſig.
Die Weißtanne erreiht unter allen Bäumen unſers
Baterlandes die größte Höhe, und zwar im geſchloſſenen
Stande, bei fehnurgeradem Wuchs 170“, bei einer Stamm:
ftärke von 5 bis 7‘. Sie liebt guten, tiefen, nicht zu fet-
ten, auch nicht zu fleinigen Boden, weßhalb man fie nicht
häufig auf hohen Gebirgen, ſondern mehr in Thâlern und
auf niedrigen Bergen findet. Die Wurzeln ſind ſtark und
tief, und hüten ſo den Baum gegen Sturmwinde. Shr
Alter bringt fie auf 300 Jahre, obgleich fie ſchon bei
einem Alter von 100 bis 130 Jahren völlig ausgewachſen
iſt, Die äußere alte Rinde iſt dunkelbraun, mit einem der
Rothbuchen - Rinde faſt ähnlichen aſh - oder weißgrauen
Ueberzuge, glatt, blättrig, aufgefprungen und troden.
Das Holz der Weißtanne ift von reiner, weißer, wes
nig ins Gelbliche fallender Farbe, welche aber, wenn der
Baum auf feuchtem Boden geſtanden hat, etwas ins Röth-
liche fällt. Es if fein und langfaſerig, nicht ſehr âſtig, weich,
und nicht fo harzreih, wie das anderer Nadelhölzer; aber
ungemein leichtſpaltig , ſehr elaſtiſch, und das leichteſte aller
Nadelhölzer.
Man fällt die Weißtannen am beſten in der zweiten
Hälfte des Winters, weil dann die legte Splintlage zeitig ift.
Gebrauch. Man verwendet es zu allen Arten von
Bauhölzern, welche niht dem häufigen Wechſel von Nâſſe
und Tro>niß ausgeſeßt ſind. Vorzüglich eignet es“ ſich we-
gen ſeiner Leichtigkeit und Federkraft zu Balken, Sparren,
Trägern, überhaupt zu allen freiliegenden Stücken. Im
Feuchten iſ es von fehr geringer, beſtändig unter Waſs
ſer aber, wie die meiſten Holzarten, von ziemlicher Dauer.
Es liefert das beſte Holz zur Anfertigung der Fußböden,