280 Zweiter Abichnitt. Von den Verbindingsmaterialien.
andere Eintheilung des Kalks eingeführt, nämlich: die
hydrauliſchen, die gemeinen und die fettern, mittleren und
mageren Kalfarten.
Vicat bezeichnet nämlich:
1. den hydrauliſchen Kalk als denjenigen, welcher, ge:
wöhnlich gebrannt, ohne Zuthat eines fremden Beſtandtheils,
in kurzer Zeit im Waſſer erhärtet :
2. den gemeinen Kalk als denjenigen, welcher dieſe Ei-
genſchaft nicht beſit;
3. den fetten Kalk als denjenigen, der 2,60 und 3,60
mal; den mittleren, der 2,30 bis 2,60, und den magern,
der nur 1,00 bis 2,30 mal ſein eigenes Gewicht an Waſ-
fer verſhlu>t, ehe er fi ganz auflöfet, wenn er ungelöfcht
in eine große Maſſe Waſſer gethan wird. Es iſt jedoch
hwer, eine. beſtimmte Scheidelinie zwiſchen magerem und
fetten Kalke zu ziehen , indem in der Ergiebigkeit ſo große
Verſchiedenheit gefunden wird. Die Hydrauliſchen Kalk-
arten find bisweilen weiß, in der Regel aber mager, und
gehen ins Lehmartige über. Wenn man diefe Arten Kalk
zu einem flüſſigen Breie löſchet, und dann unter Waſſer
bringt, fo erhärten fie, und laſſen dabei einen Theil des
Waſſers fahren, welches ſie enthielten. Hat man aber, ſtatt
eines flüſſigen Breies, bloß einen feſten Teig aus ihnen
gebildet, fo faugen fie noch eine gewiſſe Menge Waſſer ein.
Es gibt alſo zwiſchen dieſen beiden Fällen einen mittlern
Grad von teigartigem Zuſtande, in welchem keines von bei-
den erfolgt. Hieraus ergibt fich, daß die Grundbeſtand-
theile dieſes Kalks eine gewiſſe Menge Waſſer bedürfen, um
zu erhârten, und daß dieſes Waſſer zu gleicher Zeit mit in
einen feſten Zuſtand übergeht. Dieſe Kalkarten erfodern
zu ihrer Erhärtung weder die Berührung der äußeren Luft,
noch die: damit verbundene Austro>nung, Die gemeinen
Kalke ſaugen unter denſelben Umſtänden viel mehr Waſſer ein,
als ſie zu ihrer Erhârtung brauchen, und da ſie nicht Die Fa
higkeit haben, das überflüſſige Waſſer ausdünſten zu tonnen,
ſo bleiben ſie beſtändig in einem weichen, teigartigen Zuſtande,