Full text: Handbuch der Land-Bau-Kunst (Erster Band)

  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
326 Zweiter Abichnist. Don den Verbindungsmaterialten. 
züglich aber auf der Fähigkeit des Kalkes, Kohlenſäure aus 
der Luft einzuſaugen, wodurch derſelbe in ſeinen vorigen 
Zuſtand als roher kohlenſaurer Kalkſtein zurü>tritt. Im 
dieſem Zuſtande legt fich verfelbe an den Sand des Mör- 
tels und an die Oberfläche der Mauerſteine feſt an, und 
das Ganze bildet eine ſteinharte Maſſe. 
Dieſe Erhârtung erfolgt ſehr langſam, und die Mau: 
rer haben Recht, wenn fie fagen, daß Mörtel von 30 Jah- 
ren noh jung iſ. Die zunehmende Erhärtung und der 
Uebergang des Tauftifchen in den Zuſtand des kohlenſauren 
Kalkes kann man, nah Vicat, bei den farbigen Kalkarten 
an der Veränderung, welche die äußere Rinde der Mörtel- 
maſſe erleidet, deutlich ſehen, wenn man die Kalkmaſſe 
durchſchneidet. Der äußere Theil der Rinde zeigt fich als- 
dann viel dunkeler, als der innere Theil der Malle. Bis 
cat fand Mörtel im feuchten Grunde noch friſh, der 25 
bis 30 Jahr alt war, und John hat gezeigt, daß in man= 
chen Mauern felbft 100 Jahre nicht hinreichen. Rondelet 
hat Verſuche Über die Eiawirkung der Zeit auf den gemei- 
nen Mörtel gemacht. Er fand, daß der Widerſtand eines 
Würfels von gemeinem Kalkmörtel gegen das Zerdrücken, 
wenn der Mörtel 18 Monate alt war, = 255, und wenn 
dieſer hingegen 16 Jahr alt war, der Widerſtand = 288 
betrug. Die Feſtigkeit hatte alſo nur in dieſem Zeitraume 
um ho zugenommen. 
Die Dauerhaftigkeit des Mörtels hängt übrigens auch 
von der Zeit und den Umſtänden ab, unter denen er er- 
härtet. Am fchänlichften wirkt die Kälte, wenn dieſe bald 
nach dem Gebrauche des Mörtels eintritt , weil dann in fo 
furzer Zeit der Mörtel nicht austro>nen kann. Dieſes in 
unſerem Klima nicht zu vermeidende Ereigniß muß als 
eine vorzügliche Urſache betrachtet werden, durh welche un- 
ſer vermauerter Mörtel, den der Froſt, noh mit Waſſer be- 
laden , Úberraſht, einen Abbruch an Feſtigkeit erleidet, der 
mit feinem jedesmaligen Waſſergehalt im Verhältniſſe fte- 
hen wird. 
  
  
	        
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