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einzuſehen. Jn der Flußſchiffahrt — genügen würde auch hier
Flußfahrt — werden Berg- und Talfahrt in entſprechender Be-
deutung unterſchieden. Namentlich aber darf fich die Luftfahrt
auf die Seefahrt berufen. Stenzel in ſeinem Seemänniſchen
Wörterbuch erklärt die GSeefahrtfunde für »die Lehre von der
Serfahrte. Die Seewarte in Hamburg gibt eine Zeitſchrift für
Seefahrt und Meereskunde heraus, Becker in ſeiner Weltgeſchichte
redet von dem Erwachen der griechiſhen Seefahrt, und Guſtav
Freytag ſchreibt in ſeinen Bildern aus der deutſchen Vergangen-
heit: Auch die Kaufleute kleinerer Städte beteiligten ſih als
Reeder uſw. an der Seefahrt. Das ſind nur einige Beiſpiele aus
vielen herausgegriffen. Was könnte demgegenüber gegen die knappe
und Hare Bezeichnung Luftfahrt auch im allgemeinen Sinne ernit=
lich vorgebracht werden? Jun der Tat hat fie jich denn auch) überall
ſchnell eingebürgert. Dies führte vom 8. Oktober 1911 ab zu
einigen Namensänderungen: Deutiher Luftfahrerverband
(ſtatt Quftigifferverband), Luftfahrertag (ſtatt Luftſchiffertag),
Deutſche Luftfahrerzeitichrift, AmtSblatt (früher: offizielles
Organ) des Verbandes. Auch die einzelnen Vereine nennen ſich,
ſoweit ſie auch das Flugweſen mit fördern , jeßt meiſt Luftfahrer-
vereine (früher Luſftſchifſervereine) oder Vereine für Luftfahrt.
An Stelle von Luftfahrt hatte man au<h Luftweſen vor-
geſchlagen. Allein dies würde viel mehr umfaſſen als das, worauf
es hiex ankommt. Für uns handelt es ſi< nur um die Be-
wegung in der Luft. Dagegen würde unter Luftweſen alles
fallen, was* mit der Luft zuſammenhängt, alſo z. B. auch die
Erforſchung der Luft, die Luftwiſſenſchaft oder Luftkunde, die
leider vorläufig no< Aerologie heißt, ebenſo die Wetterkunde
(Meteorologie). Daß fich die Aerologie nur mit den oberen Luſft-
ſchichten befaßt, iſt kein Grund gegen ihre Verdeutſhung. Auch
aër heißt ja Luft überhaupt und nicht etwa bloß Hochluft, vielmehr
hat man einen ſolchen Begriff in das Fremdwort willkürlich hinein-
gelegt. Jmmerhin wäre auch die Bildung Hodluftfunde möglic.
Dex Hoffnung, das Aeronautiſche Obſervatorium in eine
Luftwarte verwandelt zu ſehen, geben wir bei dieſer Gelegenheit
aufs neue Ausdruk. Die Bezeichnung als aeronautiſch iſt ſowieſo
nicht zzitreffend, es müßte eigentlich aerologifch heißen; und der
voſkêtümliche und gemeinverſtändlihe Name Luftwarte wird ſich