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Vorwort
Der Entschluß, dieses Buch zu schreiben, wurde reif in den letzten. April-
tagen 1945 beim Endkampf um Berlin, im Gespräch mit den wenigen gleich-
gesinnten Kameraden, die mit ausgehalten hatten in dieser Stadt, die wir
lieben. Wir wollten ihr helfen, wenn der Wahnsinn sich verblutet hatte.
Schon damals, als zum erstenmal das Wort fiel, daß wir Deutsche jetzt am
Ende der Lebensmittelschlange stehen, kam der Gedanke, einen neuen und
besseren Kampf aufzunehmen, den
Kampf gegen den Hunger.
Die zunächst gestellten Aufgaben in diesem Kampf mußten noch naheliegenden
Zielen dienen: während noch die letzten Panzer verqualmten, die letzte Muni-
tion explodierte, galt es, zunächst der Asphaltprovinz Berlin mit ihren Millionen
übriggebliebenen, halbverhungerten Einwohnern und Flüchtlingen zu helfen.
Dabei standen wir vor Trümmerhaufen, auch in der Ernährungswirtschaft.
Eine Handvoll Männer begann in einer ehemaligen Reichsstelle die Arbeit;
eine Fahrbereitschaft wurde geschaffen, Mühlen wurden wieder in Gang ge-
setzt, Getreidesilos freigemacht, die Bäckereien liefen an, auf den Schlacht-
höfen wurde nach Schlachtvieh Ausschau gehalten, Milchvieh für die Kınder
gesucht, langsam wurden die Kühlhäuser zur unerläßlichen Vorratswirtschaft
in Gang gesetzt, Kohle für die Lebensmittelindustrie beschafft, zwei Ölmühlen
und Margarinefabriken in Betrieb genommen, Kartoffelvorräte festgestellt,
Marmeladeherstellung wurde improvisiert, die Wasser-, Dampf- und Strom-
versorgung für die Lebensmittelindustrie gesichert, kurz eine gewaltige Ma-
schine machte langsam, ganz vorsichtig und unter den größten Anstrengungen
die ersten Bewegungen.
Bereits im Juni 1945 war ein Wirtschaftsplan für die Großstadt aufgestellt,
der die Erfassung, Warenbeschaffung, Bedarfsdeckung, Verteilung, Verbrauchs-
regelung, das Kartenwesen nebst den Abrechnungsverfahren zusammenfaßte,
um für 3 Millionen Menschen mehr als 3 Mill. kg Nahrungsmittel Tag
für Tag aus der zerstörten Mark Brandenburg in die zertrümmerten Stadt-
teile heranzuschaffen.
Nach dieser ersten Aufgabe kam im Juli 1945 der Auftrag, dieErnährungs-
wirtschaft der Ostzone zu organisieren und den Aufbau der ‚Deutschen
Verwaltung für Handel und Versorgung“ mit einer unendlichen Fülle von
Aufgaben durchzuführen: eine Planwirtschaft für die Länder und Provinzen
einzurichten, welche die Erfassung und Ablieferung der pflanzlichen und tieri-
schen Nahrungsgüter, ihre Verteilung und damit die Versorgung für 20 Millionen