Vorwort zur 1. Auflage.
Das deutsche Rohstoffproblem stellt heute in seiner Beziehung zur Ver-
wertung der deutschen Lebensmittel und zu den Ernährungsfragen natürlich
noch nicht etwas Einheitliches und Ganzes dar. Viele Wege müssen in Zukunft
noch gegangen, viele Fragen noch gelöst werden, bis wir das erreicht haben,
was uns vorschwebt: die deutsche Volksernährung durch Verwertung und
erhöhte Ausnützung vorhandener, bis jetzt noch nicht genügend erfaßter
Rohstoffe, soweit als möglich unabhängig vom Ausland zu machen.
Das Buch hat also die Aufgabe, die bisher bekannten Wege zunächst einmal
in eine einheitliche Richtung zu bringen und darüber hinaus weitere neue Wege
aufzudecken.
Den Anlaß, der mich dazu brachte, mich mit den Fragen der Rohstoff-
versorgung Deutschlands auseinanderzusetzen, bot die eigene wissenschaftliche
und praktische Arbeit in lebenswichtigen Betrieben unserer Volkswirtschaft in
den letzten 10 Jahren, sei es die Arbeit auf dem Sojagebiet, der Bäckerei,
Schlächterei, der Käse- und Milchwirtschaft oder der Pektinverwertung, seien
es die Bemühungen zur Verwertung der deutschen Restmilch oder seien es
hauswirtschaftliche und ernährungsphysiologische Studien in der Einzel-
ernährung, der Ernährung des Arbeiters oder in der Massenernährung.
Aber das Interesse für die Verwertung von Rohstoffen, für Ausnutzungs-
fragen und alles, was damit zusammenhängt, war nicht nur neuerdings vor-
handen. Wie wir Physiologen in unserer Forschung immer wieder der Auf-
teilung, Wanderung und Verwertung der Substanz im Stoffwechsel des Orga-
nismus und im Haushalt der Natur bis ins kleinste nachgehen und diese Vor-
gänge gedanklich und experimentell fort und fort zerlegen müssen, so hat mich
die Aufteilung und Wanderung der Substanz im ‚Stoffwechsel unserer Volks-
wirtschaft‘ immer wieder zur Untersuchung ihrer nutzbringenden Verwertung
geführt. Und Beobachtungen im elterlichen Haushalt mit seiner oft geradezu
genialen Ausnutzung ‚anfallender Reste‘ haben schon in früher Zeit das ihre
getan, mich auf die gleichen Probleme in der Wirtschaft des Volkes zu lenken.
Tatsächlich ist aber auch nichts geeigneter als die Hauswirtschaft, um zu
zeigen, wie dort im kleinen Kreislauf der Stoffe fast alles ausgenutzt werden,
wie aber auch viel verlorengehen kann, wenn die Möglichkeiten der Reste-
verwendung oder der Schaden, der durch Markt- und Küchenabfall verursacht
wird, nicht erkannt oder die Forderungen des Vorratschutzes nicht genügend