86 Rohstoff „Eiweiß“ und ‚Fett“.
biologisch richtigen Verhältnis zuführt. Es hat sich denn auch seit jeher
gerade bei den Aufbrauchzuständen sehr gut bewährt, um so mehr als es
billig ist und von den Patienten gern genommen wird (wie aus einer großen
Anzahl von Veröffentlichungen ersichtlich ist). Die Zahl solcher Patienten
in der allgemeinen Praxis ist heute unendlich groß und die Entwicklung der
Krankheits- wie der Sterblichkeitsstatistik zeigt, wie sehr sie noch im Zu-
nehmen begriffen sind, denn der überwiegende Teil an Kreislauf-, Nerven-
und Stoffwechselstörungen sind doch nur als hervorstechende Symptome einer
Allgemeinschädigung aufzufassen, die wesentlich aus frühzeitigem, übermäßigem
Kräfteverschleiß entstehen. Das allein schon würde den ärztlichen Praktiker
mehr als früher verpflichten, auf den Allgemeinzustand zu achten.
Ganz gleiche Voraussetzungen gelten für Heime der Erholung, der be-
sonderen Gesundheitsfürsorge, der Genesung, wie auch für Krankenhäuser
und Heilstätten. Es ist gleichgültig, um welches Alter es sich dabei han-
delt, immer muß damit gerechnet werden, daß auch jegliche Schädigung ört-
licher Natur, ihre Heilkraft aus dem Gesamtorganismus leistet. Von seiner
Widerstands- und Erholungsfähigkeit hängt die Schnelligkeit und Vollständig-
keit der Wiederherstellung ab. Auch der ‚nur erholungsbedürftige‘ Urlauber
benötigt heute mehr als allein die psychische Pause, die durch ihr ‚Anders-
leben als sonst‘, durch die Ablenkung vom Grau und den Sorgen des Alltags
schon Erholung bringt. Auch diese ‚gesunden‘ Erholungsbedürftigen tragen
schon vielfach den ersten Ansatz zu den Aufbrauchschäden in sich und be-
nötigen eine entsprechende Urlaubsgestaltung. Nach den schon ausgeführten
Grundsätzen wird das Milcheiweiß auch hier in der Ernährung seinen Zweck
erfüllen und der Erfolg wird um so deutlicher sein, je stärker Geschädigte in
derartigen Heimen erfaßt sind. Es ist das ein fließender Übergang vom
Ferienheim und den KdF.-Fahrten bis zur Heilstätte für Schwerkranke.“
Die Erfahrungen der Ernährungsweise im Olympischen Dorf Berlin 1936
dürfen — insbesondere für die allgemeine Sporternährung — nicht verall-
gemeinert werden. Wurden doch von allen olympischen Kämpfern (mit einer
Ausnahme, den Indern) übergroße Mengen Fleisch verzehrt; durchschnittlich
je Mann und Tag 1kg Fleisch — neben geringem Fett- und Kohlehydratverzehr
und stärkstem Obst- und Rohkostverbrauch (Tomaten, Apfelsinen, Blaubeeren,
Äpfel und Trockenobst).
Dem Eiweißproblem muß besonders in der Massen- und Gemein-
schaftsspeisung Aufmerksamkeit geschenkt werden: denn hier liegen
die Dinge oft noch anders.
Als wir in den Krisenjahren die Fragen der Wohlfahrtsspeisung zusammen be-
arbeiteten, hat v. Tyszka nachgewiesen (Klin. Wschr. Nr. 29/32), wie sehr Er-
werbslosigkeit die Ernährung beeinflußte, daß besonders stark aber der Genuß
typischer Eiweißnahrungsmittel durch die Verschlechterung der wirtschaftlichen
Verhältnisse vermindert wurde. So sank z. B. der Verbrauch von animalischem
Eiweiß je Vollperson von 34,1 g während der Beschäftigungszeit auf 28,6 g täg-
lich während der Erwerbslosigkeit, der Verbrauch an Eiweiß überhaupt von 73,1 g
auf 61,7 g bei Jahreseinkommen unter 1000 RM.; das sind Prozentsätze, die an-
gesichts der schon reduzierten Lebensverhältnisse unbedingt gesundheitsbedrohend
waren, und die sich unter dem Einfluß der Wirtschaftskrise zweifellos noch weiter
vermindert hatten.
Lehmann!) kam noch zu weit ungünstigeren Resultaten in der Z. Ernährg.
1931, H. 11. Hier liegt der Verbrauch an Eiweiß noch tiefer als bei den Zahlen
!) Der ebenfalls in Verbindung mit dem Verfasser dieser Frage seine Unter-
suchungsarbeiten widmete.
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