Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

     
   
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
   
  
  
  
   
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
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Rohstoff ‚Eiweiß“ und ‚‚Fett‘“. 
können, Standfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen pilzparasitäre Krank- 
heiten (Cladosporium fulvum, Phytophthora infestans, Didymella lycopersici 
und Fusarium lycopersicum), um die Erträge sicherer zu machen. Dazu kommt 
als weiteres Zuchtziel: nichtplatzende Früchte und Auslese von Sorten, deren 
Säuregehalt verringert und deren Zuckergehalt erhöht wird. Der aussichts- 
reichste Weg, all diese Ziele zu erreichen, scheint Kreuzung von Kulturtomaten 
mit wilden Formen bei nachfolgender Selektion zu sein. 
Bei Spargel hat sich herausgestellt, daß die männlichen Pflanzen einen 
höheren Ertrag ergeben als die weiblichen. Es wird daher versucht, solche 
Sorten zu züchten, bei denen schon im ersten Jahre das Geschlecht zu er- 
kennen ist, um durch frühzeitige Ausmerzung der weiblichen Pflanzen die 
Ertragsfähigkeit zu erhöhen. Es sind bereits 2000 Auslesen (A-Stämme) 
vorhanden. 
Die Hülsenfrüchte sind in ihren Erträgen, insbesondere in den 
Trockengebieten, noch recht unsicher. Es kommt also darauf an, sie durch 
züchterische Bearbeitung so zu verbessern, daß sie sicherer in ihren Erträgen 
werden. Gerade bei den Hülsenfrüchten gibt es noch unendlich viel Neuland 
für den Züchter. So sind z. B. von Wicken kaum Zuchtsorten vorhanden. 
Mangel herrscht weiterhin bei den Felderbsen. Desgleichen besitzen wir nur 
eine Hochzuchtsorte von Serradella, von Zottelwicken, von Hanf und von Korb- 
weiden. Es gibt keine Hochzuchten von Sommerraps und Sommerrübsen, und 
wir haben nur eine Linsensorte. Es gibt keine Zuchtsorten von Peluschken, 
von Senf usw. Beim Raps bildet das leichte Aufplatzen der Schoten eine 
Hauptgefahrenquelle bei der Ernte. Wenn es nunmehr durch die Züchtung 
gelingt, das Aufplatzen der Schoten zu verhindern, so wäre es ohne weiteres 
möglich, die Erträge um 1—2 dz je Hektar zu steigern. 
6. Rohstoff „„Sojabohne“. 
a) Allgemeiner Überblick. 
Fett und Eiweiß — die beiden Rohstoffe, um die unsere Ernährungssorgen 
kreisen. Die Natur hat sie in einer Pflanze in ungewöhnlich reichem Maße 
vereint: in der Sojabohne. Und in verschwenderischer Fülle, begnügte sie 
sich nicht damit, diese Nährstoffe hier zu vereinen, sondern sie sorgte auch 
dafür, daß die Eiweißstoffe der Sojabohne vollwertig sind. Sie übertreffen 
damit alles andere pflanzliche Eiweiß und kommen dem tierischen Eiweiß in 
ihrer Wertigkeit für den Menschen gleich. Kein Wunder, daß die Menschheit 
schon früh die Sojabohne zur Kulturpflanze machte. 
Die Sojabohne ist auch insofern eine ausnehmend interessante Pflanze, als 
sie unstreitig zu den allerältesten Kulturpflanzen der Welt gehört: Sie ist 
literarisch zuerst in einer chinesischen Handschrift aus dem Jahre 2838 v. Chr. 
nachgewiesen, blickt somit auf eine ununterbrochene Verwendungsperiode von 
etwa 5000 Jahren im Dienste der Volksernährung zurück. In Wirk- 
lichkeit ist das Alter der Sojabohne vielleicht noch erheblich höher, denn wahr- 
scheinlich ist sie schon viel länger bekannt als literarisch nachweisbar. Dafür 
spricht vor allem die Tatsache, daß sie auch zu den fünf heiligen Pflanzen 
gehörte, die alljährlich von den chinesischen Kaisern unter großen Zeremonien 
ausgesät wurden. Diese fünf heiligen Pflanzen waren eben diejenigen, die für 
  
  
  
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