Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

  
  
  
  
  
  
280 Pflanzliche Rohstoffprobleme. 
gutem Geschmack liefern. Es handelt sich dabei nicht nur um reine Geschmacks- 
fragen, sondern sehr viel auch um Fragen der Verdaulichkeit und Bekömmlichkeit. 
Es ist um so mehr Grund gegeben, diese Dinge in Zukunft stark zu beachten, als 
sich die Möglichkeit herausgestellt hat, den Eiweißgehalt im Korn bei Roggen 
und Weizen beträchtlich zu erhöhen. 
Wir können damit rechnen, daß es der Züchtung gelingt, den Eiweißgehalt bei 
beiden Brotgetreidearten um etwa 2—3%, wenigstens zu erhöhen. Dieser höhere 
Eiweißgehalt wird nicht ohne Einfluß auf die Verbackung sein, und es muß die 
Forderung gestellt werden, daß die bedeutende Eiweißmenge, die wir in der Brot- 
ernährung zu uns nehmen, dann auch in der Verdauung gut ausgenutzt werden 
kann. Diese Arbeiten sind im Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in 
Müncheberg in Angriff genommen. 
18. Rohstoff ‚Kartoffel‘. 
Verbrauch und Ausbau der Stärke- und Trockenkartoffelfabrikate in der 
Volksernährung. 
In den westlichen Nachbarländern werden zehnmal soviel Stärkefabrikate 
verzehrt ! 
her. Eortolfsh: und Stärke, Im Gegensatz zu den westlichen ‚Völkern und den 
Vereinigten Staaten von Amerika sind wir ein 
kartoffelverzehrendes Volk: die Kartoffel nimmt 
etwa 12%, unseres gesamten Nahrungsverzehrs ein. Dies muß schon als ein 
Vorteil bezeichnet werden. Solange wir ein kartoffelverzehrendes Volk bleiben, 
solange sind wir auch vor gewissen Vitamin-Mangelkrankheiten oder Schä- 
digungen geschützt. 
Der Verbrauch von Kartoffelprodukten muß aber noch gesteigert werden, 
nicht nur aus ernährungswirtschaftlichen Gründen heraus, sondern auch 
im Interesse einer zweckmäßigen, gesunden Ernährung, denn Kartoffeln 
sind ein unvergleichlich wichtiges und billiges Nahrungsmittel. Man bedenke 
immer, daß die Kartoffel gleichzeitig ein hervorragendes Gemüse ist, das Nähr- 
salze und Vitamine von hohem Wert in sich birgt. Ihr Wert liegt auch in ihrer 
Preiswürdigkeit, in der guten Ausnutzbarkeit ihrer Nährstoffe im Körper, ihrem 
großen Sättigungswert, ihrem Reichtum an Nährsalzen, in ihrer Eigenschaft 
als Kohlehydratträger und vollwertiger Eiweißspender. Der Wert der Kar- 
toffel kann nicht genug gerühmt werden. Wer weiß heute noch, daß uns in der 
Notzeit des Krieges die Kartoffel vor schwerer Skorbutepidemie bewahrt hat! 
Es ist auch eine Irrlehre schwerster Art, ja ein Unsinn, in der Kartoffel nur eine 
„Nahrung der Armen“ zu sehen. Die Kartoffel ist für uns deshalb schon unent- 
behrlich und unersetzlich, weil sie uns das Vitamin C zu einer Jahreszeit 
beschert, in der die anderen Vitaminträger, frisches Obst und frische Gemüse, 
knapp sind oder fehlen. Diese C-Vitaminquelle fließt das ganze Jahr über aus 
der Kartoffel, und auch Lagern und Zubereitung ändern am Vitamingehalt 
wenig. Ihr Gehalt an wertvollem Eiweiß, diesem wichtigen Aufbaustoff, 
schützt unseren Körper vor Unterernährung. Die geschickte Hausfrau kann 
aus der Kartoffel zahllose Gerichte machen, von der gedämpften Kartoffel über 
den Kartoffelbrei zu den Röst- und Bratkartoffeln und Kartoffelkuchen. Doch 
soll gleich hervorgehoben werden, daß durch das Schälen der Kartoffeln große 
Mengen an wertvollem Eiweiß und Nährsalzen verloren gehen, und daß außer- 
dem durch langes Liegen geschälter Kartoffeln im Wasser noch weitere Nähr- 
verzehr in Deutschland.
	        
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