284 Pflanzliche Rohstoffprobleme.
aufläufen, Kartoffelsouffles usw., da es infolge seiner hohen Wasserbindungskraft
die Formen derGerichte bewahrt. Kalte und warme Obstsuppen, Grützen u.a.m.
erhalten durch das Kartoffelmehl ein viel klareres Aussehen wie die mit Mais-
mehl hergestellten. Auch bei Klößen aller Art, Leberknödeln, vegetarischen
Bratlingen bewährt sich die Kartoffelstärke. Ihr hohes Quellvermögen macht
sie überall dort besonders geeignet, wo man ein stark trockenes und kurzes Ge-
bäck haben will (Bisquits, Printen). Kartoffelmehl ist auch das am wenigsten
trübende Mehl.
Die Aufgaben der Züchtungsforschung an der Kartoffel sind schon früher
hervorgehoben worden. Ganz allgemein soll noch hierzu ergänzt werden, daß
für die Zukunft eine Kartoffel nötig ist, deren Stärkegehalt eine gute Ver-
wertung bei der Schweinemast und in der Industrie gewährleistet. Ideal und
auch erreichbar ist die Erzeugung einer sehr zeitigen Frühkartoffel (soweit es
unser Klima zuläßt), damit die nicht kleine Frühkartoffelzufuhr aus dem Aus-
land z. T. unterbunden wird.
Wichtige Fragen für eine gute Kartoffelproduktion sind außer der besseren
Bodenbearbeitung der rechtzeitige Pflanzgutwechsel, richtige Sortenwahl und
Verminderung der Nährstoff- sowie der Massen-(Schwund)verluste bei der Auf-
bewahrung.
Die sog. „Reichssortenliste‘‘ des Reichsnährstandes hat neuerdings unter
den etwa 300 Sorten das Beste ausgesucht und der Weiterzucht vorbehalten.
Der wichtigen Frage der Aufbewahrung muß noch viel mehr Aufmerk-
samkeit geschenkt werden — treten doch im Frühjahr durch die Stoffwechsel-
vorgänge, wie Atmung, Verdunstung und Keimung bis 40%, Stärke- und
Masseverlust in die Erscheinung. Schutz vor Wärme, Nässe und Frost — in
der Stadt kühle, doch frostsichere Keller, öfteres Aussortieren der kranken
Kartoffeln — das sind Maßnahmen, die der deutschen Volksernährung Mil-
lionen retten können.
Bei der Kartoffel kommt eine flächenmäßige Ausdehnung nicht in Betracht.
Speisekartoffeln sowie Kartoffeln als Futtermittel und als Rohstoff für die In-
dustrie sind ausreichend vorhanden.
Vielmehr muß eine Steigerung der Hektarerträge erreicht werden, damit
insbesondere Futter- und Industriekartoffeln das Fettproblem und die Treib-
stoff-Frage wenigstens z. T. mit zu lösen imstande sind.
Der deutsche Kartoffelbau, der 14%, der deutschen Ackerfläche umfaßt,
erzeugte bisher im Durchschnitt über 45 Millionen t Kartoffeln. Die Ver-
wertung sieht folgendermaßen aus: rd. 12 Millionen t. Der
Speisebedarf wird ge-
ca. 26%, entfallen auf die menschliche Ernährung er Se wi,
2 dz je Kopf der Bevölke-
rung.
14% b „ Pflanzgut = 6—7 Millionen t.
5—10% . ‚‚„ Schwund und Abfall (durch Ausatmung, Fäulnis).
8% £: ‚„ die Industrie (Fabrikkartoffelverbrauch: Stärke und
Brennerei).
37—42%), „ » ., Fütterung.
Zur Spiritusherstellung werden im Brennereigewerbe jährlich 1,7—2 Mil-
lionen t Kartoffeln, vom Stärkegewerbe 900000 t, vom Trocknungsgewerbe
600—700000t Rohkartoffeln im Jahr verarbeitet, also für Brennerei-, Stärke-
und Trocknungsgewerbe zusammen jährlich 3,2—3,6 Millionen t.