Full text: Rohstoff-Fragen der deutschen Volksernährung

  
  
   
  
  
  
   
   
     
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
292 Pflanzliche Rohstoffprobleme. 
gemahlen werden. Das Mehl hatte einen lieblichen und kräftigen Duft, ließ 
sich aber nicht zu Brot verbacken. Deshalb bereiteten die Bäuerinnen Suppe 
daraus, die nicht nur schmeckte, sondern auch nahrhaft und bekömmlich war. 
So kam es, daß man den Grünkern immer wieder, bis auf den heutigen Tag, 
genau so herstellt, wie es damals die Not gelehrt hat. 
Grünkern wird nur in Deutschland angebaut und auch hier nur in etwa 
100 kleinen Gemeinden in Baden und Württemberg. Man fördere den Ver- 
brauch von Grünkern; dadurch wird deutschen Bauern geholfen und die Ein- 
fuhr ausländischer Lebensmittel, verringert. 
Grünkern und Grünkernerzeugnisse stellen die Elite unter 
den Suppenprodukten dar. Sie sind allen anderen Ein- 
lagen gegenüber an Geschmack und Nährwert überlegen, 
zumal man in die Grünkernsuppe noch Gemüseeinlagen gibt. Die einzigen, 
welche bis heute mit Erfolg versucht haben, die Grünkernsuppe volkstümlich 
zu machen, ist die Nahrungsmittelindustrie der fertigen Suppen. Man sollte 
in Zukunft Grünkern aber auch lose in den Geschäften zu kaufen bekommen. 
In Bezug auf den Bodenanspruch ist der ‚Dinkel‘ oder Grünkern sehr ge- 
nügsam, sodaß er fast überall angebaut und geerntet werden kann ; lediglich die 
systematische Absatzförderung des Grünkerns und Grünkernmehls und seine 
Propagierung für die Volksernährung müssen durchgeführt werden. Dies kann 
besonders mit Hilfe der Schulen geschehen. 
In der Schweiz räumen die Diätzettel ihm schon einen viel breiteren Platz 
ein, als es bei uns der Fallist. An kalorischen Werten erreicht Grünkern Hafer- 
mehl; er übertrifft den von Reis: 
Eiweiß Fett Kohlehydrate Asche Rohfaser 
3, 7, 2%, 60% 5,35 0,6% 
Einer ganz besonders starken Förderung bedarf die deutsche Graupen- 
industrie. Sie spielt mit etwa 30 Graupenmühlen in der Veredelungswirtschaft 
eine große Rolle. Wenn sie auch bis vor kurzem etwa 60% ihrer gesamten 
Produktion exportierte, so muß die Verbrauchslenkung dennoch besorgt sein, 
in erster Linie die Graupen im Inlande unterzubringen. Die Graupenerzeug- 
nisse sind Lebensmittel von hohem Nährwert und sollten — da neuerdings 
ein Produkt hergestellt worden ist, das den Anforderungen der Bevölkerung 
entspricht und planvoll abgesetzt werden kann — viel mehr verbraucht wer- 
den. Den Vergleich mit Reis halten die Graupenerzeugnisse aus der Gerste 
völlig aus. Besonders die neuerdings herausgebrachten Graupen sind dem 
Reis nicht nur gleichwertig im Nährwert und in der Vitaminhaltigkeit, sondern 
auch im Geschmack. Der Reisverbrauch beläuft sich auf 250000 t, der Graupen- 
verbrauch heute auf 30—35000 t. Wenn 40 Millionen Deutsche nur 50 g dieses 
gesunden und billigen Lebensmittels in der Woche verbrauchen würden, so 
betrüge der Gesamtverbrauch im Jahre 100000 t, wobei noch zu bedenken ist, 
daß dabei 60%, wertvolle und vitaminreiche Futterstoffe anfallen. 
Der feldmäßige Anbau vieler Nutzpflanzen ist bezüglich 
Klima und Bodenbeschaffenheit durchaus nicht an so eng 
umschriebene Grenzen geknüpft, wie man noch bis vor kur- 
zem annahm; durch sorgfältige Züchtung geeigneter Sorten kann eine Anpas- 
sung auch an ungünstig scheinende Klima- und Bodenverhältnisse erreicht 
werden. Ein geradezu klassisches Beispiel hierfür bietet der Mais, den man als 
„wärmebedürftige‘“ Pflanze ansprach und dessen Neuzüchtungen jetzt sogar 
im rauhen Ostpreußen mit bestem Erfolg angebaut werden. Da der Maisanbau 
2. Sein Anbau und 
seine Verwendung. 
3. Mais und seine 
Verwertung. 
      
  
   
  
  
  
   
  
  
	        
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