30 Allgemeines.
Förderer der Ernährung des deutschen Volkes an erster Stelle die deutsche Land-
wirtschaft. Es ist nötig, daß wir uns hinsichtlich aller derjenigen Lebensmittel
vom Auslande unabhängig machen, die im eigenen Lande erzeugt werden können.
Die Einfuhr von Lebensmitteln ist auf die notwendige Ergänzung der eigenen Er-
zeugung zu beschränken, wobei man bestrebt sein muß, nach den jeweiligen hei-
mischen Verhältnissen des Mangels und des Überflusses an zeitgebundenen Lebens-
mitteln sowie der eigenen Ausfuhrmöglichkeit die Höhe der Einfuhr zu regeln,
Alle Möglichkeiten an Raum, an wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen
Errungenschaften sind auszuschöpfen, um die Nahrungserzeugung im eigenen
Lande so zu gestalten, daß sie in Zeiten dringendster Not für eine gesunde Volks- a) Zı
ernährung ausreicht, wenn dann auch auf manches Angenehme, wie ausgesprochene
Genuß- oder Anregungsmittel, Verzicht geleistet werden muß. Denn die Möglich- D
keit zur Selbstversorgung eines Landes mit Lebensmitteln hängt nur teilweise von ange
gegebenen Umständen ab, wie der anbaufähigen Bodenfläche und dem Klima, Zwar
großenteils vielmehr von beeinflußbaren Umständen, wie von guter Bodenaus- Sich
nutzung, ausgiebiger Bewässerung, von richtiger Verteilung der anzubauenden ae
Mengen der einzelnen Pflanzen, von der Höhe des Züchtungsstandes der nahrung- Die I
liefernden Haustiere, der Nahrungspflanzen und endlich von der guten Verwertung die f
der Erzeugung. Zahlreiche Steigerungsmöglichkeiten sind vorhanden, sie alle A:
müssen im Interesse unserer Volksernährung an richtiger Stelle angewandt werden, be;
wie Züchtung, Auslese, vermehrter Anbau, Steigerung der Ernteerträgnisse durch an
sachgemäße Düngung, Gebrauch von Rieselfeldern durch planmäßige Bewässerung. Ernt
Der einfache, bequeme Ausweg von früher, eine vermehrte Einfuhr, kommt nicht Ernä
in Frage. Vielmehr muß der verminderten Einfuhr eine vermehrte inländische konn
Erzeugung gegenüberstehen. Unsere Nahrungsquellen dürfen nicht außerhalb der ze
Grenzen liegen, wofür besonders noch der Wehrwille spricht. Unter Umständen
kommt noch der Anbau neuer nicht einheimischer Nahrungsmittel in Frage. aufr
Bei allem muß überdies die Gütesteigerung in den Vordergrund gerückt werden, brau«
nachdem so lange nur die Vermehrung der Menge berücksichtigt worden ist. Mög- ist ge
3 lichkeiten liegen in einer Züchtung und Auslese, wie auch in der Herkunft- und Kor
Sortenfrage. Die Richtung, nach der die Güteänderung einzusetzen hat, muß von 2 Ä
E der Ernährungsforschung angegeben werden können. u J
E Alle solche Erwägungen tragen zugleich dem wehrwirtschaftlichen Gedanken 13M;
i Rechnung. Verw
Seit den vorgeschichtlichen Zeiten sind Lebensmittel durch Trocknen, Dörren, Je
Räuchern, Einsalzen, Einsäuern, Einzuckern haltbar gemacht worden. Hinzu kam
E später das Einkochen in luftdicht verschlossenen Behältnissen, d.h. die Herstellung entsp
der sog. Konserven. Ein besonderer Zweig des Lebensmittelgewerbes hat sich dem |
3 hieraus entwickelt. Viele Dauerwaren bilden nur einen Ersatz frischer. Lebensmittel. schlie
E Vieles ist gegen ihren Gebrauch eingewendet worden. Man kann aber heute leider
nicht auf sie verzichten. Denn wir leben nicht mehr in jenen Zeiten, als der größere Mehr
Teil der Bevölkerung zum mindesten einen eigenen Garten besaß, Rüben, Kohl wirts:
usw. im Keller lagerte, Gurken und Sauerkraut einlegte, Marmeladen usw. aus den
Früchten der eigenen Scholle selbst bereitete. Dem Lebensmittelgewerbe fällt die gı
damit eine wichtige volkswirtschaftliche und zugleich ernährungstechnische Auf- z
gabe zu. Denn eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln .
ohne Rückgriff auf die vom Gewerbe hergestellten Dauerwaren von Fleisch, Fi- be d
schen, Gemüse und Obst ist in einem Staate wie dem Deutschen Reich bei der A
dichten Siedlung in Großstädten und Industriebezirken nicht möglich. Eine 2)
größere Beschränkung auf frische Lebensmittel würde zudem eine nicht tragbare -
Verteuerung bedeuten und auch eine noch stärkere Bindung an das Ausland zur
Folge haben. Zum andern helfen uns die Dauerwaren aller Art nicht nur den Aus-
gleich zu schaffen zwischen den Erzeugnissen verschiedener Jahreszeiten, sondern
auch zwischen den Waren der Gebiete verschiedener Bodenbeschaffenheit und ver- =
schiedenen Klimas, mithin gestaltet sie die Kost abwechslungsreicher. Hinzu E
kommt die Notwendigkeit des Gebrauchs von Konserven in Notzeiten. Dann ist F
ein Auskommen ohne Konserven als ein Teil der Vorratswirtschaft undenkbar.“ E
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