88 Im SFreiballon. 
  
  
ſchlauch mit zwei Öffnungen für die Arme gleicht und eng um 
dieſe anſchließt, aus der Rolle genommen, auf einen dünnen Stift 
aufgejpult und in einer winzigen Aluminiumkapſel verſchloſſen. 
Das ijt nicht fo einfach, und mancher Ungeübte muß ſehr lange 
„trabbeln“, bis er den Film eng genug um den Stift gewunden 
hat, ſo daß er verpa>t werden kann; es muß aber \<nell gehen, 
denn der Freiballon wird ſelbſtverſtändlih beſchoſſen, und die 
Brieftaube muß die Kapſel in ihr Borderzeug eingeſchnallt er- 
halten und losgelaſſen werden, um in ihren Schlag in die Feſtung 
zurüdzufliegen, ehe man vielleicht mit zerfeßter Gashülle zur 
Erde ſtürzt. Auf dem Gouvernement wird der Film dann ent- 
widelt, vergrößert, die Stellung der feindlihen Batterie in die 
Rarten eingezeichnet und wenige Stunden nah dem Aufftieg 
des Freiballons ſauſen die eiſernen Grüße des Verteidigers ſchon 
hinüber. 
Dasſelbe Mittel wendet auch der Angreifer an, wenn feine 
anderen zur Verfügung ſtehen. Er hat es inſofern noch leichter, 
als er ſih längs der ganzen Peripherie den beiten Aufitiegplag 
ausjuchen kann. Jhm iſt alſo bei jedem Winde eine ſolche Zielfahrt 
möglich. 
Man gerät vielleicht im Kriege in die Lage, Tag für 
Tag einen Freiballon entſenden zu müſſen. Die gewaltige Zahl 
von Freiballonführern in Deutſchland kommt uns dabei zu gute. 
Es wird ſicher auch verwegene Leute geben, die dann ihren Ballon 
aus weiter Ferne, aus dem eigenen Lande, über die feind- 
lide Einjbliegungsarmee hinweg, — in die 
Feſtung hinein zu führen verſtehen, um eine wichtige 
Nachricht, eine beſtimmte Perſönlichkeit, ein notwendiges Erſaß- 
inſtrument zu bringen. Sielfahrten über hunderte von Rilometern 
hinweg, die auf einem vorher angekündigten wenige Quadratmeter 
großen Fle> enden, ſind bei uns ja keine Seltenheit mehr. Luft- 
ſchiffe und Flugzeuge werden in kommenden Kriegen vielleicht einen 
mörderiſchen Kampf gegeneinander führen. Möglicherweiſe fallen 
wie die Fliegen. Sofortiger Erſatz iſt nicht immer zu ſchaffen. 
So behält der Freiballon ſein altes Recht. 
Militärifch ift er in den meiften Fällen natürlich nur in Ber- 
bindung mit Ramera und Brieftaube von Nuten. Zum Park der 
Lufticiffertruppen gehört daher Photograpbenwagen und Brief-