Militärifhe Verwendung. 89
taubenjtation. Die Offiziere müfjen in dem Gebrauch der Hilfs-
mittel volllommen ausgebildet fein, Zede Feſtung hat ihre Tauben-
ſchläge. Außerdem Stehen im Rriegsfalle der Heeres
Verwaltung bei uns tun 100000 BLc f>
tauben der Privatvereine zur Verfügung. Ihre Verwendung
beruht darauf, daß fie ftets in ihren Heimatjchlag zurüdtehren,
wenn man fie losläßt. Meter Tauben, die in einem Außenfchlag,
etwa in Straßburg, bei der Mobilmachung untergebracht werden,
und zwar dort in halbdunklem Raume, um ſich nicht einzugewöhnen,
fliegen nah) Met, wenn man ſie befreit. Bei weiten Entfernungen
und bei ſchlechtem Wetter geht eine Anzahl von ihnen zugrunde,
manche werden auch wohl von Raubvögeln geſtoßen, aber immer-
hin hat man mit ihnen glänzende Ergebniſſe erzielt. Läßt man
viele mit derſelben, natürlich chiffrierten, Meldung los, ſo mag die
Mehrzahl verderben, auch in die Hände des Feindes fallen, aber
einige erreichen ſicher ihr Ziel. Von 302 Tauben, die während der
Belagerung von Paris 187071 aus franzöſiſhen Freiballonen
zurücgeſchi>t wurden, trafen troß des harten Winters und troß
der ungenügenden Ausbildung 59 richtig ein. Urſprünglich iſt die
Brieftaubenzucht im Orient heimiſch geweſen, und ihre Kenntnis
fam aus den Kreuzzügen in das Abendland. Seit hundert Fahren
beſchäftigt man fich in Europa beſonders eifrig mit der Zucht. Die
große belgiſche Taube gilt heute als die verläßlichſte. Sie fliegt
durchſchnittli 60 Kilometer in der Stunde, meiſt niht über
300 Meter hoch, und pauſiert des Nachts. Über viele hundert Kilo-
meter zu fliegen, wird man ihr kaum je zuzumuten brauchen, aber
auch ſolche Leiſtungen werden von einzelnen erreicht: im Fahre 1856
haben bei einem Wettfliegen 12 Lauben die Stre>e von Rom
bis Brüſſel, in der Luftlinie 1200 Rilometer, zurüdgelegt. Sm
Burenftriege wurden fie von General White, dem Rom-
mandanten des eingeſchloſſenen Ladyſmith, wieder-
holt zu Botſchaften von außerordentlicher Wichtigkeit benugt.
Zwei Drittel diefer leichten Boten gelangten wohlbehalten nach
Durban in ihren dortigen Schlag.
an Gefahr gerät im Kriege ein Freiballon durch AUrtillerie-
feuer und durch Angriffe lenkbarer Luftfahrzeuge. In unſerem
legten Feldzuge waren dieſe noch nicht vorhanden und jenes wirtungs-
los, da die Erhöhung der Gefchüge nicht genügte, Wenn der Frei-