Im Freiballon.
„Slüd ab!“ Ein friſcher Offizier aus altem
Grafengeſchlecht, glühend eifriger
Ballonfahrer, deſſen Familie zu
den Sntimen bei Hofe gehört,
ſtand vor dem Kaiſer. „Was
ſagſt du denn zu deiner Frau, wenn du zu einer Ballonfahrt gehſt?“
fragte ihn launig, mit dem Finger drohend, der Monarch. „Ach,
der ſag’ ich einfah: wieder runter komm’ ich auf alle Fälle!“
Die unbekümmerte Antwort iſt inzwiſchen längſt zu einem ge-
flügelten Wort geworden, aber unſere Frauen und Mütter machen
dazu ſorgenvolle Geſichter, — und der alte Luftſchiffergruß „Glück
ab!“ flingt manchmal bei Fhnen wie verhaltenes Schluchzen.
Bis ſie ſelber einmal frei im Weltall geſhwebt haben. Dann
brennen auch ihnen die Wangen vor Luſt, und ſie ahnen es,
wie dem Or. Fauſt das Leben als geringwertiger Einfaß erfcheint,
wenn er dafür den „höchſten“ Augenbli> eintauſchen kann: BVer-
weile doch, du biſt ſo {ön! Und manche tapfere Frau erkennt es
im Geiſte, ohne es ſelbſt erfahren zu haben. Sie ſieht bei dem
Mann, bei dem Sohne ein Zuſtrömen von Kraft und Lebens-
freudigkeit, wenn er aus dem Alltagseinerlei ſich herausreißt, zu
Sonne und Mond emporſtürmt und „in ihrem Tau geſund ſich
badet“. Gefahren umlauern uns bei jedem Sport. Der Grat-
wanderer ſieht den Knochenmann rittlings vor ſich ſißen, und vor
dem Bobfahrer taucht er plöblich an der Kurve auf; der Rennreiter
tann ſein Dafein nah Schlüfjelbeinbrüchen numerieren, und dem
Autolenker wird ein Prellblo> zum Grabſtein. Sollen wir darum
als Bücherwurm und Aktenmenſch verſtauben? Alle die modernen
„Bequemlichkeiten“ des Lebens und Verkehrs laſſen den Wunſch
immer leidenſchaftlicher in uns werden, einmal all dem zu ent-
Luſftfahrten. 1