Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

    
  
  
164 Fm Luftſchiff. 
  
  
der vierten Dimenſion heraus rufen wir die Menſchen an und hören 
ihre Antwort. 
Bald nach 1 Uhr können wir wieder feſtſtellen, daß wir ſchnur- 
gerade Kurs halten. Zu unſerer Rechten klafft das weiße Laken 
¡über der Erde weit auseinander, und in dem Schliß ſehen wir das 
Kloſter Kreuzberg, einige 30 Kilometer ſüdöſtlih Fulda, 
daliegen. Wir fliegen nur etwa 400 Meter höher, als die Berg- 
ſpike emporragt, und im Kloſter erhebt fich ein allgemeines Hallo: 
Menſchen kommen aus der Kirche gerannt, aus den Fenſtern der 
Wohngebäude winkt alles mit weißen Tüchern. Auch Fulda 
ſelbſt iſt nebelfrei. Alle die Berge der Umgegend ſind mit großen 
Mengen beſett, offenbar hat man erwartet, daß wir hier durch- 
fämen. Dann hüllt fih die Erde wieder in Schleier, dann zieht 
fie fich die Dede über die Naſe und läßt fih bis Bielefeld nicht 
bliden. Nur hie und da ſchimmert ein Stückchen Bahnſtation auf 
Sekundendauer hindurch. 
Bisher hat jedermann, der wachefrei war, über Bord geſchaut. 
Zebt zieht der eine oder andere fich ſchon zurü>k. Man iſt müde 
und möchte, ehe man wieder 4 Stunden lang Dienſt tun muß, 
ein wenig ruhen. Fm Mannſchaftsraum, wo die Leute 
während des Ejjens auf ihren Badstijten geſeſſen haben, nur einer 
aus dem luftigen Milieu erklärlichen leichteren Ausgabe, baumeln 
wie Humpige Fledermäuſe die Hängematten nebſt JFnſaſſen von 
der Dede hernieder. Vielleicht wird ein neuer Typ von Marine- 
Luftkreuzern mehr Raum bieten; auf dem erſten, auf dem „L.1“, 
laſſen ſich die Hängematten nicht lang ſpannen, ſo daß ein Aus- 
ſtre>en möglich iſt, ſondern hängen wie die Säde herunter, ſo daß 
man darin die Knie faſt bis an die Naſe anziehen muß. Fm 
Offizierraum wird aus Bank und Rlappfit die Lagerjtatt 
markiert. Geliefert wird ferner Offizieren wie Mannſchaften die 
gleihe wollene Dede, in die ſie ſich hüllen können, aber wer darin 
warm zu werden hofft, der irrt ſich. Der Wind pfeift doch durch 
unſer Leinwandſchiff und durchkältet uns bis auf die Knochen, 
wenn wir längere Zeit ftilliegen, und wen die Kälte nicht 
wedt, den wedt die Unterbrechung des eintönigen Mafchinen- 
gebrumms, wenn ein Motor mit lautem Gludjen neu an- oder 
abgeſtellt wird. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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