Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

a E ee = 5. 
  
  
Im Marine-Lufttreuzer über Land und Meer. 167 
  
  
es ſtets Land- oder Seemarken in Sicht gab. Eine kleine Schwen- 
fung bringt uns nah Kiel, der Hafen ift voll von Rriegsfchiffen, 
eine illuminierte tleine Stadt aufdem Waffer 
Aatürlich hat man ſ{hon von weitem unſeren dröhnenden Luft- 
ritt vernommen, alles ift wachgetrommelt, und zwanzig Schiffe 
auf einmal überfallen uns mit teilnehmenden Morfefragen ver- 
mittels der Blinklaternen im Großtopp. Kinder, nicht ſo ſtürmiſch! 
Alles zugleich können wir nicht verſtehen! Wir wechſeln kamerad- 
ſchaftliche Grüße und wenden uns zur Stadt. Ihre Verwaltung 
hat die eigentümliche Maßregel angeordnet, daß nachts nicht eine 
um die andere Laterne gelöſcht wird, ſondern ftets eine ganze 
Straßenſeite. Das ſieht denn, wenn man von oben die Straßen 
abfährt, ganz ſonderbar aus: auf der einen Seite die hell erleuchteten 
Häuſerfronten, wie am geſchäftigen Abend, auf der andern aber das 
tieſſte Diebsdunkel der Nacht. Bülk-Feuer, Bülk-Feuerſchiff, 
Gabelsflach-Feuerſchiff leuchten uns zum Weiterfluge, gleichzeitig 
aber ſehen wir weit Ba>bord voraus das Licht am Weſteingang 
zum großen Belt; immer wieder iſt man erſtaunt über den ktoloſſalen 
Geſichtskreis. Wir ſteuern OSO bis Warnemünde, fliegen 
über Fehmarn zurü>, ſ{wenken na< Backbord in die Hohwachter 
Bucht, und ſind am frühen Morgen in Lü b e >. 
Bon hier aus wird an das Reichsmarineamt depeſchiert, daß 
wir um 3 Uhr nachmittags in Berlin einträfen. Fn 2000 Meter 
Höhe überfliegen wir die Mark. Punkt3Nhrnachmittags 
ſind wir vor der Halle in Berlin und werden dann darin verankert. 
Mehr wie 30 Stunden und annähernd 1700 Kilometer, wenn 
man die Schleifenfahrten über einzelnen Städten mitmißt, haben 
wir hinter uns, und der „L. 1“ verfügt noch, obwohl mit der Ab- 
nahmefommiſſion 21 Perſonen ſtatt der normalen Beſazung von 
16 an Bord waren, über Betriebsſtoff für weitere 5 Stunden. Nach 
einer ſolchen Leiſtung beſteht nun kein Zweifel mehr daran, daß 
ein Abpatrouillieren der engliſchen Küſte und eine Rü>kehr nach 
Hamburg oder ein Entlangfliegen über franzöſiſhen Aufmarſch- 
bahnen bis Paris und eine Rü>kehr nach Köln für derartige Luft- 
\chiffe nur eine Normalübung bedeuten würde. Sie ſind „zum 
Sehen geboren, zum Schauen beſtellt“, ſie werden die Wächter 
des Deutſchen Meeres ſein, deren Augen nichts entgeht und vor 
denen fein fremdes Geſchwader ſih bergen kann; aber auch zur 
  
  
  
  
 
	        
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