Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
Im SFreiballon. 
  
  
keinen Ballaſt zur Hand; alle Säde hingen augen tief um den Rorb 
herum. Er benahm ſich alfo wie ein Chauffeur, der nach dem An- 
kurbeln die ſchnellſte Geſchwindigkeit einſtellt, darauf das Steuer 
losläßt und im Davonſauſen ſih mit dem ganzen Körper umkehrt. 
Selbſtverſtändlih wird das Auto am nächſten Hindernis, vielleicht 
\chon dem Bürgerſteig, in Trümmer gehen. Und faſt ebenſo ſelbſt- 
verſtändli<h mußte den Ballon „Pommern“ ſein Geſchi> er- 
reichen. 
Es ſcheint aber, daß das Unglüdsjahr 1910, das noch eine Reihe 
weiterer Unfälle verzeichnet, wenigſtens als gute Lehre gewirkt 
hat. Die Ausbildung der Führer bei den Zivil-Luftſchiffervereinen 
iſt viel ſtrenger geworden, die Gewiſſen ſind erwacht, und die Un- 
glüdsfahrten find eine Seltenheit geworden. Fm Freiballonweſen 
ſtehen wir an der Spiße aller Nationen. Aun ſollte es unſer Stolz 
fein, auch den geringſten Prozentſaß an Unglücksfällen aufweiſen 
zu können. Auch 1912 iſt wieder einer der prächtigſten Menſchen, 
die der deutſche Ballonſport zu ſeinen Führern gezählt hat, ganz 
unnüß ums Leben gekommen; in dem Abſchnitt über den „Sport- 
eifer“ wird nachher noch einiges darüber zu ſprechen ſein. Nicht 
nur mangelhafte Ausbildung (denn in dieſem Falle handelte es 
ih un den beiten Mann), ſondern auh Zolltühnheit wird 
eben manchmal zur Urſache des Unglüs. 
Ehe das „Glüd> ab!“ erſchallt und der Freiballon in den Äther 
entlaſſen wird, wird er „abgewogen“. Er ift zunächit jehwerer 
wie die Luft, an den Boden gefeſſelt durch eine Unzahl von Ballaſt- 
ſäden, die an dem Korbe hängen. Einer nach dem anderen wird 
nun abgenommen, bis das „Gleichgewicht“ hergeſtellt iſt, bis der 
Korb, unruhig wie ein edles Roß vor dem Ausritt, leiſe zu ſcharren 
anfängt, hin und her rutſcht und empor will. „Anlüften!“ Auf 
dieſes Kommando laſſen die Hilfsmannſchaften los, halten aber 
noch die Hände [hüsend über dem Korbrand, um ſofort zupa>en 
zu fünnen. Zt das „er bewegt ſich, ſhwebt“ zur Gewißheit ge- 
worden, iſt der Ballon alſo richtig abgewogen, ſo wird auf „Auf- 
ziehen!“ von dem bisher zugebundenen Füllanſaß (eine Art Hoſen- 
bein am Südpol der Ballonkugel) die Leine mit Schlupfknoten 
abgezogen und gleichzeitig auf „Loslaſſen!“ der Ballon befreit: 
majeſtätiſch gleitet er in ſein Element.
	        
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