Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
  
196 Jm Luftſchiff. 
  
  
zureihen. Feuilletoniſtiſhe Berichte vom „Luftkrieg in 
Tripolis“ find reichlich durch die Preſſe gegangen, waren aber 
großenteils falſch. Das Publikum iſ nicht zufrieden, 
wenn nicht zahlloſe Opfer fallen, und ſo wurden denn friſchweg 
durch Bomben von oben (in der Zeitung) Hunderte von Arabern 
getötet, zum mindeſten „ungeheurer Schre>ken“ angerichtet, ob- 
wohl vermutlich die Leute mehr neugierig als erjchroden waren: 
genau fp, wie bei uns alles aus den Haustüren fommt und „Seppelin! 
Zeppelin !“ ruft, fo ſtürzten die Frauen und Rinder der Wüjten- 
jöhne aus den Selten und befchnatterten die Rriegspögel am Himmel, 
Auch die „farbenprächtige“ Schilderung (immer kann man nicht 
Araber töten), wie ein italienischer Fliegeroffizier einmal von 
einer Gewehrkugel durchs Geſäß und ſein Fluggaſt, der Beob- 
achtungsoffizier, durch den Arm geſchoſſen wurde, krankt an einem 
Heinen Mangel: die Staliener gebrauchten vor Tripolis überhaupt 
feine zweifigigen Flugzeuge, fondern nur Einfißer, es konnten 
alſo auch gar nicht zwei Offiziere getroffen werden; der Flug- 
zeugführer ſelbſt machte ſtets auch die Erkundung. Um die Un- 
fälle gleich vorweg zu nehmen, ſo ſteht darüber nur folgendes 
feſt. Zwei Feſſelballone riſſen ſich bei Sturm, noch ehe ſie bemannt 
waren, los und entflogen nach Süden in die Wüſte, wo ſie vielleicht 
im Feſſan als unerwartetes Geſchenk des Himmels niedergegangen 
und jeßt zu Staubmänteln für die Dorfſchönen verarbeitet ſind. 
Ein Flugzeug iſt bei einem Erkundungsflug längs der Küſte in das 
Meer gefallen, der Fliegeroffizier ertrunken. Und ſchließlich hat 
ein Luftſchiff} ein „Piccolo“ von viel kleineren Dimenſionen, als 
wir ſie überhaupt kennen, einen Schuß aus einer türkiſchen Kanone 
abbekommen, iſt aber, obwohl es nicht weniger wie 56 Löcher von 
Schrapnellkugeln aufwies, noch glüdlih aus der Wüfte in feine 
Halle in Sripolis zurüdgekehrt. Seitdem wurde höher geflogen 
und es paſſierte nichts mehr. 
Mit ihrer Aufklärung aus der Vogelſchau begannen die Ftaliener 
ſofort bei Beginn des Feldzuges. Das erſte Erkundungs- 
mittel, das in Tatigkleit trat, war der Feſſelballon 
deutſcher Bauart und Herkunft, von NRiedinger- Augsburg geliefert, 
einer von ihnen auch mit metallijierter Hülle von Meteler-München. 
Es gab verhältnismäßig wenige Tage, an denen ein Aufitieg un- 
möglich war. Zu Lande war es immer das reine Volksfeſt für die 
 
	        
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