Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
  
204 . Zm Flugzeug. 
  
  
weſen, den Führer nicht nur hinter mir zu wiſſen, ſondern vor 
mir zu ſehen. Aber man hat nicht mehr viel Zeit, darüber nach- 
zudenken. Man ſett ſich ſteifer und feſter in ſein Stühlchen, als 
nötig ift, denn ſchon wird der Propeller angeworfen und 
man erwartet in der nächſten Sekunde den Ruck, mit dem die Ge- 
\chichte wohl losgeht. Die Zündung ſchnappt nicht ſofort ein. Der Motor 
hat nur wütend ein paar Mal geziſcht. Sch höre es ganz deutlich, 
wie er „Schuft, Schuft, Schuft!“ jagt, ganz ſchnell dreimal hinter- 
einander. Dann bleibt der Propeller ſto>ſteif wieder ſtehen. Wahr- 
haftig, der Vogel ſcheint böſer Laune, — wer weiß warum. Noch 
einmal wird angeworfen, und wieder ſprudelt er „Schuft, Schuft, 
Schuft!“, dann aber wirbelt er urplößlich los, bewirft uns wie ein 
wütender Affe mit Luft, daß ich bei dem ſchneidenden Winde 
unwillkürlich nach der Müte faſſe, und ſchon läuft derApparat 
wie ein Wiceiel mit Us Davon, an che iS GE 
dacht, bohren wir uns bereits in die Lüfte. 
Nur undeutlich empfinde ich links und rechts das Vorüber- 
faufen der Umgebung, denn ich ſchaue ſtarr geradeaus, bin noch 
nicht auf Genießen eingeſtellt. Fch ſtehe no< immer unter dem Drud 
der eben überſtandenen Vorbereitung, wie ein kraſſer Fuchs, der 
zur erſten Menſur anbandagiert worden ift und nun erjt warm 
werden muß, ehe die Sache ihm Spaß macht. Zrgendwo nagt der 
Gedanke, warum wohl der junge Mechaniker, der mir in den Apparat 
hineingeholfen, mich gefragt haben mag, ob ich eine Sturzkappe 
aufiegen wolle, und irgendwo anders antwortet eine Stimme, wie 
gut es doch eigentlich ſei, daß Frau und Kinder nicht zuſehen könnten. 
Erft einige Minuten ſpäter klopft ſchüchtern das erſte Vergnügen 
an dem Dahinſchwirren an. Und dann meldet ſich der Troß und 
ſagt: Fch ſehe nicht ein, warum mir eigentlich etwas paſſieren ſoll, 
die Sache geht doch famos. 
Nach alter Gewohnheit von Freiballon und Luftſchiff her ſehe ich 
nach oben, aber der Anbli> ift direkt zum Frieren, denn es iſt nur 
blanke Luft da und nicht der gutmütig tragende gelbe Rieſe. Fn 
demſelben Moment überfällt mich außerdem das greuliche 
Gel Dag wie na hinten aveu Oe So 
wie ich wieder geradeaus febe, ift es vorüber, Sch ſchäme mich. 
Erft ſpäter höre ich von alten Fliegern, daß auch ihnen dies Gefühl 
nicht fremd geweſen ſei. Unſer ſe < ſter Sinn, der Sinn des 
     
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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